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Mittwoch, 31. Oktober 2012

Read it, maybe


Als Monatsendvideo gibt es heute eine Parodie auf einen Song von dem ich, Gott sei's getrommelt, bisher verschont geblieben bin.
Das Video stammt von Open-Books.org

Samstag, 27. Oktober 2012

Wes Craven's New Nightmare










Wes Craven's New Nightmare, David Bergantino
(Tor Books, 1994)

 Für jene welche mit der Nightmare Serie eventuell nicht vertraut sind:
A Nightmare on Elm Street – Mörderische Träume, erzählt die Geschichte von Nancy Thompson und ihrer Freunde, die in ihren Träumen von einem durch Brandnarben entstellten Psychopathen verfolgt werden. An einer Hand trägt dieser einen mit rasiermesserartigen Klingen besetzten Handschuh mit dem er seine Opfer tötet, und wer im Trau, von ihm Getötet wird, stirbt auch im realen Leben. Es gelingt Nancy etwas aus ihrer Traumwelt in die Realität zu holen, den Fedora-Hut des Psychopathen. Damit gelingt es die Identität des Unbekannten zu Entschlüsseln: ein Kinderschänder namens Freddy Krueger, der aufgrund eines Verfahrensfehlers nicht verurteilt werden konnte, weshalb die Bewohner der Elm Street sich zusammenrotteten, in seinem Versteck aufspürten und ihn bei lebendigem Leib verbrannten. Doch nun ist er zurück um Rache zu üben an seinen Peinigern in dem er ihre Kinder Tötet. Da es Nancy gelang Freddy’s Hut in diese Welt zu holen, ist sie sich sicher das sie auch Krueger herüber holen kann, wodurch er wieder verwundbar würde... über sechs weitere Teile entspann sich die Geschichte von Krueger bis er letztlich zu einer mythischen Gestalt, zu einem Herrscher über das Traumreich, stilisiert wurde.

 Nun Teil sieben: Wes Craven’s New Nightmare; der Titel ist Spielerisch zu verstehen da er einerseits auf eine Neuerfindung der Figur des Krueger hinweisen soll, andererseits gibt er Hinweis auf ein zentrales Plotelement für das Craven auf seinen eigens geschaffenen Entstehungsmythos für den ersten Teil zurückgreift  (dieser, so hieß es, basiere auf einem Zeitungsbericht über einen Mann der vor Angst im Schlaf gestorben war) – Wir erfahren das der erste Nightmare in Wirklichkeit auf Alpträumen seines Schöpfers Fußte, und nun da diese Alpträume zurück sind arbeitet er an einem neuen Script. Im Film agieren Heather Langenkamp und Robert England, sowie weitere Beteiligte aus dem ersten Teil nicht als ihre Alter Egos, sonder als sie selbst. Und Wes versucht sie für ein neues Nightmare Projekt zu gewinnen, der siebte Teil ist also die Geschichte von der Entstehung des siebten Teils. Und Heather, bzw. Im Buch parallel der Autor, ringt bald im wahrsten sinn des Wortes mit einer Deadline. Denn Freddy Krueger ist real, nicht immanent als Krueger, sondern als eine Essenz des Bösen die nur durch das Erzählen von Schauergeschichten gebannt werden kann, aber der dadurch auch Gestalt verliehen wird – und dieses Böse hat gefallen daran gefunden Freddy zu sein. Doch um in unsere Welt zu wechseln muss es verhindern das Craven sein Script fertig stellen und Freddy damit erneut auf eine Geschichte bannen kann. Also dezimiert „Freddy“ systematisch jene die an dem Film mitarbeiten – und bietet damit viel Raum für Gastauftritte der an der Nightmare Serie beteiligten.
Im Roman zum Film wird dieses Spiel mit der Realität noch um eine weitere, Blair Witch artige, Facette erweitert in dem man Auszüge aus dem Journal des zunehmend von eigenen Alpträumen heimgesuchten Autors und „reale“ Zeitungsausschnitte beifügte.

Leider hört sich das Ganze unterhaltsamer an als es ist. Wie schon im Film funktioniert die Geschichte, und damit das Spiel mit den Realitätsebenen, nie reibungslos. Während Wes Craven und die New Line Crew vermutlich eine Menge Spaß mit ihrer Jubiläumshommage hatten (Nightmare feierte zu diesem Zeitpunkt sein Zehnjähriges), ist man als Leser zwar leidlich amüsiert über die Idee das alle die Personen im Roman reale Menschen sind die im Film sich selbst gespielt haben – quasi ein Hollywood vorgriff auf die unsagbaren Schrecken des Reality-TV – aber es hindert letztlich gerade diese Wissen einen auch daran sich der Geschichte ganz hinzugeben. Vom doch recht dilettantischen Schreibstil, der sich kaum über das Niveau von Fanfiktion zu erheben vermag, einmal ganz abgesehen.

Buch und Film lassen sich eigentlich nur hartgesottenen Fans empfehlen – einziges Plus: Es gab ein wiedersehen mit der wunderbaren Heather Langenkamp, sowie dem wohl plastischsten obszönen Anruf der Filmgeschichte.

Montag, 22. Oktober 2012

Get to know me

Die Bücherliste meines Lebens - Teil 2: Frühe Jugend

  Meine frühe Jugend habe ich lesenderweise weitgehend an die Heftromankultur verschwendet, ich steckte meine Nase in all die üblichen Verdächtigen:
John Sinclair, Larry Brent, Tony Ballard, Kommisar X, Dämonenkiller und Damona King (die letzten beiden besonders wegen der erotischen Inhalte) … aber auch in die sogenannten Frauen- und Mädchenromane:
Spuk-Roman, Gaslicht, Der Reiterhof, Mitternachtsroman, und weitere; ich fürchte meine Liebe zu Susi und Strolch hat mich schon früh für die reine Männerliteratur verdorben.



Aber auch Sherlock Holmes war in dieser Phase meines Lebens sehr angesagt bei mir, ich verschlang die Bücher mit dem selben Gusto mit dem ich mich an den diversen Verfilmungen erfreute.

  Überhaupt spielte der Film nun immer mehr eine Rolle in meinem Leben und so folgten die unvermeidlichen Film-/Fanbücher wie Humphrey Bogart und seine Filme und natürlich die original Star Wars Trilogie, gefolgt von Brian Daley’s hervorragender Han Solo Trilogie, doch meine fortwährende Liebe zur SF wurde erst durch Bücher wie Arthur C. Clarke’s 2001 und Philip José Farmer’s Flußwelt Zyklus so richtig geweckt, und natürlich durch 

 Die Liebenden:

Mann verliebt sich in Frau.
Frau entpuppt sich als Alien, welches bei der Geburt der gemeinsamen Kinder stirbt.
Mann bleibt alleine zurück mit seinem Larven-Nachwuchs.


Was da klingt wie Nicholas Sparks auf Dope, gehört nach meinem dafürhalten tatsächlich mit zum faszinierendsten das die SF-Literatur hervorgebracht hat.


Und wenn wir von Faszinierend sprechen, lassen sie mich nicht vergessen Philip E. High zu erwähnen, ein Meister des futuristischen Abenteuer Romans.



Ich versuchte mich damals auch schon an Klassikern wie Homer, Ovid, und Goethe, blieb aber nur an Shakespeare und Poe wirklich hängen; wie wohl viele junge Menschen konnte ich bald Hamlet’s Selbstmordmonolog auswendig herbeten, und war Poe’s Geschichten verfallen, aus einem unerfindlich Grund hatte es mir vor allem sein Metzgenstein angetan (eine Geschichte die ich nie wirklich Verstanden habe) und der fatalistischen Romantiker in mir verliebte sich selbstredend in Annabel Lee.

Freitag, 19. Oktober 2012

The Nightmares on Elm Street









The Nightmares on Elm Street, ed. Martin Greenberg
(Saint Martin's Press, 1991)

Warum liest man eine Freddy Krueger Anthologie?

 In aufsteigender Reihenfolge:
Es ist Freddy Krueger.
Das Buch wurde von Martin H. Greenberg zusammengestellt.
Es enthält eine Geschichte von Nancy A. Collins.

 Und wie schneiden die Geschichten ab?
Nun, die Kurzfassung lautet:
Besser als man erwarten sollte aber nichts so einschneidendes wie man es sich wünschen würde.
Alpträume wird es bei der Lektüre weder an der Elm Street noch sonst wo geben, fürchte ich.

 Die Langfassung:
Nightmares on Elm Street basiert auf der Erfolgsserie von Wes Craven, oder genauer auf dem von ihm erschaffenen Charakter des Kindermörders Fred Krueger, der, wegen einem Verfahrensfehler aus der Haft entlassen, einst von einem Eltern Mob in seinem Unterschlupf verbrannt wurde, und nun, in deren Träumen, Jagd macht auf die Springwood Kids. Deren Alpträumen, Nightmares eben. Das Buch, 1991, erschienen ist dabei thematisch weitestgehend nach Nightmare 5 anzusiedeln, obwohl auch Storyelemente des Sechsten eingeflossen sind. Man merkt den sieben Geschichten an, bei deren Auswahl scheinbar ein Augenmerk auf die gängige Splatterpunk-Szene gelegt wurde, das die Autoren sich unterschiedlich intensiv mit den Filmen befasst haben bevor sie sich ans Schreiben gemacht haben – quasi irgendwo zwischen überhaupt nicht und heimlicher Serienfan.

 Asleep at the wheel, Brian Hodge
Eine twenty-something’s Rockband die ihr Domizil ihm Haus der verstorbenen Nancy Thompson (Die Heldin des ersten Nightmare) aufgeschlagen hat, macht sich bereit zum Sprung in den Erfolg – doch haben sie die Rechnung ohne Freddy gemacht.
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Brian’s Eröffnung bietet dem geneigten Fan fast alles was man sich wünschen kann, und spricht dabei aus was die Filme nicht zeigen durften oder wagten. Das heißt mehr Sex als in der ganzen Serie vorkommt, inklusive einer morbid erotischen Todesszene, und keine Zensur Schnitte. Es hätte der perfekte Auftakt sein können: Die Tode sind phantasievoll, die Story durchaus stimmungsvoll. Nur der Stil – aus Gründen die wohl nur dem Autor einleuchten wechselt die Geschichte ständig zwischen Present tense und Past tense, was für ein zähes Lesevergnügen sorgt – und die Auflösung, konnten nicht voll überzeugen. Trotzdem: Punkte für den Bandnamen, The Nancy Thompson Gravewatch, und einen Hauptcharakter der noch immer seine Kindheitsschwärmerei für besagte Nancy pflegt.

 Briefcase full of Blues, Tom Elliott
Die zwei Schulaußenseiter Louis und Bobby, kommen durch einen mysteriösen Kugelschreiber dem Geheimnis des Verschwindens von Louis Mutter auf die Spur.
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Ich wüsste nichts gutes über die Geschichte zu sagen. Tatsache ist das ich mich wundere wie sie es überhaupt in diese Sammlung geschafft hat. Es scheint mir ganz so, als habe Eliott einfach eine bereits geschriebene Geschichte genommen und den Antagonisten gegen Freddy ausgetauscht, oder besser Freddy leicht ähnlich gemacht. Und auch als Geschichte für sich ist das ganze nicht besonders überzeugend.

 Miles to go before I sleep, Bentley Little
Ed ist neu nach Springwood gezogen, und hat die Stelle des Hausmeisters an der Springwood High übernommen. Doch grausam plastische Alpträume lassen ihn bald befürchten das dies nicht das Einzige ist das er übernommen hat. Und auch seine Tochter beginnt einen Verdacht zu hegen.
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Dies ist mein persönlicher Favorit.
Bentley Little’s Geschichte orientiert sich sehr eng an Nightmare II, nur ist es hier ein Familienvater der von Freddy besessen ist. Der sich aufbauende Konflikt mit seiner Tochter, und der konsequente Wechsel zwischen den Blickwinkeln des Vaters und der Tochter bestimmen hier die Dynamik.
Sowohl als Freddy Tribut als auch als eigenständige Erzählung unbedingt empfehlenswert.

 Le morte de Freddy, William Relling jr.
Andrew Curtis ist Arzt an der neueröffneten psychiatrischen Einrichtung in Springwood, vor dem Tod einer Patientin erhält einen mysteriösen Warnanruf. Danach weiht der Anrufer, selbst ein ehemaliger Mitarbeiter der früheren Klinik, Dr. Curtis in vergangene Geschehnisse ein und bittet ihn ihm bei einem wahnwitzigen Plan beizustehen.
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Relling beschert uns quasi die direkte Fortsetzung zu Nightmare III, mit allem was das B-Movie Genre zu bieten weis. Ein abgedrehter Plan, bei dem ein Freddy Doppelgänger eine wichtige Rolle spielt, soll dem Sterben unter der Sprinwood-Jugend endgültig ein Ende setzen. Man merkt das Relling sich tatsächlich die Zeit genommen hat sich mit den Filmen zu beschäftigen, nur leider überzieht er sein Ende etwas und gerät ins moralisieren – nicht zu erwähnen dass er Freddy eine ganz eigene Existenzbegründung auf den Leib schreibt. Trotzdem: Ein Fest für Fans des Horror-Trash.

 Dead highway, lost roads, Philip Nutman
Eigentlich sollte dies Karl Stolenberg’s, genannt Roadkill, letzte Fahrt sein. Doch Freddy hat andere Pläne mit ihm und so nimmt der Weg zur Gaskammer eine unerwartete Wendung.
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Nutman liefert einen in seinen Stilmitteln sehr typischen Splatterpunk ab. Die Sprache ist derb, rutsch auch schon mal in niveaulose Gossesprache ab, und der Gewaltlevel pendelt zwischen schonungslosem Realismus und starker Überzeichnung. Wie Relling zeigt sich Nutman dabei als bekennender Filmfan, und präsentiert einen phantasievollen Eintrag bei dem ein Massenmörder, der direkt Craven’s Shocker entsprungen sein könnte, sich ein Duell mit Freddy Krueger liefert.
Und mitten drin Alice, die Heldin aus Nightmare IV und Nightmare V.

 Close my eyes and I’ll kiss you, Wayne Allan Sallee
Das Journal eines verurteilten Vergewaltigers und Mörders berichtet von den seltsamen Träumen seines Zellengenossen, Träume die ihn sich nach seinem Ende sehnen lassen.
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Noch ein prototypischer Splatterpunk-Autor, aber diesmal ohne das Schreiberische können. Sallee suhlt sich praktisch nur in der Gosse, und liefert eine weitere Geschichte in der Freddy nur zum Alibi dient. Auch hier gilt, es fällt einem nichts ein zu Erklären wie die Geschichte es in diese Sammlung geschafft hat.

 Not just a job, Nancy A. Collins
Billy Cairo erfährt von Freddy das Geheimnis um den Tod seines Vaters, und bekommt ein teuflisches Jobangebot.
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Und last but not least the queen, Nancy A. Collins hat mit ihrem Debüt Roman Sunglasses after dark (Der Todeskuss der Sonja Blue, Goldmann) Splatterpunk in Deutschland sozusagen gesellschaftsfähig gemacht, entsprechend hoch war meine Erwartung an diese letzte Geschichte – aber wie das eben so ist, mit den great expectations. Nicht dass Nancy’s Beitrag schlecht wäre, er ist nur Bentley Little’s sehr ähnlich und hat mir ehrlich gesagt bei weitem nicht so viel gegeben. Aber das mag sehr wohl daran liegen das zwischen Sunglasses und dem Lesen dieser Geschichte nun doch schon die eine oder andere Dekade liegt.

Montag, 15. Oktober 2012

Autogrammstunde

Der Stolz meiner Büchersammlung:
























Mein Dank gilt hier den Booksmugglers Thea und Ana, auf deren Seite ich das Buch gewonnen habe.
Und mein ganz besonderer Dank gilt natürlich Rose Lerner, für ein wunderbares Lesevergnügen (es ist wirklich empfehlenswert; witzig, romantisch, flott - kurz grandiose Unterhaltung) aber mehr noch für ihre humorvolle Signatur, die das Tüpfelchen auf dem i ist, an einem für mein dafürhalten perfekten Buch (ein wunderschönes Covermotiv, dazu hochwertiges Papier und eine ausgezeichnete Bindung, Dorchester Publishing bietet dem Kunden ehrliche Qualität für sein Geld):
for Gerd with all my undying Zombie love! Enjoy.
Das geht zurück auf meinen Kommentar zu einem Gedicht von Alfred, Lord Tennyson.*


*Für Details siehe: http://thebooksmugglers.com/2011/11/guest-author-giveaway-rose-lerner-on-inspirations-influences.html

Freitag, 12. Oktober 2012

tucking fypos




Im vorliegenden Fall, aus Eric Van Lustbader's Dai-San (Heyne, 1981; Seite 215) war der Übersetzer wohl in Gedanken im Satz schon voraus, was zu einer recht seltsamen Beschreibung weiblicher Anatomie führte:

"Ihre langen, geschmeidigen Brüste, die schmale Taille, die wohlgerundeten Hüften, ihre festen Brüste ... ein sanfter Schimmer überzog ihren Körper."

Dienstag, 9. Oktober 2012

Watching the English









Watching the English, by Kate Fox
(Hodder and Stoughton, 2004)

 Mit typisch britischem, pardon, englischem Witz bringt uns Kate Fox in ihrem Sachbuch die Eigenheiten ihrer Landsleute nahe, erläutert warum für den Engländer der Vorname solch eine private Angelegenheit ist,
 "I ended up explaining, as kindly as I could, that the English do not want to know your name, or tell you theirs, until a much greater degree of intimacy has been established – like maybe when you marry their daughter."
liefert eine Erklärung wofür zur Hölle Handys gut sind, und warum der schlechte Ruf der Englischen Küche durchaus gerechtfertigt ist.
Dazu gibt es natürlichen den unvermeidlichen englischen Weather-Talk.

 Dabei schont sie weder ihre Landsleute noch spart sie mit Seitenhieben auf die geographischen Nachbarn:
"But are we more obsessed than the Germans? We do not, as they do, construct our lavatory-bowls with a little shelf for the anxious inspection or smug contemplation of our faeces (at least I assume that's what those shelves are for: they seem to have no other discernible purpose). In fact our bogside-reading customs indicate a degree of embarrassment about the whole process: we would rather distract ourselves with words than focus too intently (Germanically? anally?) on the products of our bowels."
Das Buch ist dabei vor allem deshalb ungemein unterhaltsam, und auch lehrreich, da viele der identifizierten Eigenheiten sich eins zu eins auf das deutsche Wesen übertragen lassen, so das man auch jenseits des Kanals beim Lesen sich oft zurücklehnt und für sich denkt: Den typ kenn ich genau!
Nur um schon wenig Sätze darauf, nicht ohne Scham, sich zugestehen zu müssen das man selbst genau so ist – hätten wir jetzt noch einen Sinn für Humor von dem wir wüssten, wir wären mehr als nur Nachbarn; Seelenverwandte, keine Frage.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Die Landkarte der Liebe









Die Landkarte der Liebe, von Lucy Clarke
(Piper, 2012)

Angenehmes Debüt, einer Autorin die noch auf der Suche nach ihrem eigenen Stil ist.

 Kurzinhalt:
Mitten in der Nacht erreicht Katie die Nachricht vom Tod ihrer Schwester, sie sei in Bali von einer Klippe gestürzt, so sagt man ihr, und die Behörden vermuten einen Selbstmord. Katie vermag der Idee das ihre Schwester Selbstmord beging  keinen Glauben schenken, doch sie muss sich zugestehen das sie, obwohl sie gemeinsam wohnten, ihre Schwester kaum noch kannte. Sie macht sich Vorwürfe da das Verhältnis zwischen ihnen zuletzt sehr angespannt war, ihr letztes Telefonat gar im Streit endete, und erkennt das sie keine Ruhe finden wird ehe sie sich nicht Klarheit verschafft hat über die letzten Monate im Leben ihrer Schwester. So beschließt sie dieselbe Reise anzutreten, den Spuren ihrer Schwester zu folgen so wie sie von ihr niedergelegt wurden in ihrem Tagebuch.


 In alternierenden Kapiteln erzählt die Autorin nun von Katies Reise auf den Spuren ihrer Schwester, immer der Frage nachjagend ob ihre Schwester wirklich gesprungen ist, wie Zeugen ausgesagt haben, und wenn ja was sie dazu trieb, und von Mias Reise um die Welt, bis hin zu ihrem tragischen Ende. Für beide wird diese Reise zur Sinnsuche.

 Aller Dramatik zum Trotz muss gesagt sein, das dies kein Roman ist der mit großen dramatischen Enthüllungen oder überraschenden Wendungen daherkommt, man bekommt bereits in den ersten Kapiteln eine ganz gute Idee davon wohin die Reise führen wird. Der Charme des Romans entfaltet sich auch nicht in seinem Wechsel exotischer Orte, sondern ganz und gar in der sich schnell einstellenden Vertrautheit mit den Charakteren. Die Konstellation der unterschiedlichen Schwestern, Katie, als die ordnungsliebende, auf Nummer sicher spielende, die ihre Umwelt wann immer möglich in ihr Leben mit einbezieht, und die lebenshungrige, draufgängerische Mia, die Nähe sucht aber niemanden an sich heranlassen will, nutzt die Autorin um nach und nach das Bild von zwei Personen zu zeichnen die in ihren Fehlern zu menschlich sind um sie ganz zu mögen aber in ihrem Handeln immer so nachvollziehbar bleiben das man sich ihnen nie entfremdet fühlt.

 Obgleich es im Kern die Geschichte zweier Schwestern ist die sich auseinandergelebt haben, will ich dem Roman nicht den Stempel „Frauenroman“ aufdrücken, zumindest bis auf einen Ausreißer bei dem sich dem (männlichen) Leser die Kausalität eines Satzes nicht erschloss:
"Sie hatte blassblaue Augen, benutzte aber keine Wimperntusche."
Ich wage einfach mal vorauszusetzen dass das Eine da mit dem Anderen üblicherweise Hand in Hand gehen soll.

 Natürlich geht es bei einem Debütroman nicht ohne ein gelegentliches Stolpern: die Autorin schafft es nicht immer sich gängigen Klischees zu entziehen, und manche Dialoge kommen etwas hölzern daher, wenn z.B. im Rückblick auf die gemeinsame Vergangenheit, Mias Freund, Finn, von der Zeit spricht „als wir sechzehn Jahre alt waren,“ dann erscheint es mir als wurde natürlicher Sprachfluss einer geregelten Grammatik untergeordnet.
Aber das sind Kleinigkeiten die den Fluss der Geschichte nie stören, und man ist sehr schnell den Charakteren verfallen, auch durch Passagen hindurch in denen man sie so gar nicht mag, so das man das Buch nur ungern aus der Hand legt und wieder ins eigene Leben zurückkehrt.

 In der zweiten Hälfte verliert die Geschichte dann ein wenig und man nimmt gewisse Eigenheiten stärker war, zum Beispiel den sehr direkten, manchmal geradezu telegrammartig anmutenden Stil, und die schnellen Wechsel zwischen Personen und Orten, quasi übergangslose Sprünge in Raum und Zeit die einem schon mal eine Atempause abringen, man wünscht man sich dann doch gelegentlich ein bisschen mehr Detail und ein wenig mehr Ruhe. Diese Sprünge vollziehen sich innerhalb der Kapitel, wenn zum Beispiel Katie die Englische Botschaft verlässt und zu ihrem Hotelzimmer umgeblendet wird, und erst eine viertel bis halbe Seite später eingeflochten wird das dazwischen eine Woche vergangen ist, dann ist das ein Moment an dem man beim Lesen kurz stoppen, in Gedanken zurückspulen und die mentale Zeitleiste ein Stück vorrücken muss; was dann doch den Lesefluss gelegentlich unterbricht. Aber dafür hat die Autorin lobenswerterweise nicht die moderne Unart übernommen jedes Kapitel in einem Kliffhänger zu enden um den Leser zum weiterlesen zu zwingen, so das man glaubt man befände sich mitten in einem TV-Drama. Sie vertraut in dieser Beziehung, zu recht, auf die Stärke ihrer Erzählung. Die Schwäche der In-Kapitel Übergänge ist auch nicht einem fehlenden verständnis für Bildsprache geschuldet, den die Autorin versteht sehr wohl wie einzelne Sätze aufeinander aufbauen:
"Weiter oben am Strand hatte Mia einen glatten weißen Stein, so groß wie eine Muschel, aufgehoben und mit sich vereinbart, wenn er sechs Mal springen würde, würde sie zu ihrer Mutter gehen. Sie hatte ausgeholt - der Stein war wie ein munterer Fisch über das Wasser gehüpft, sauber, entschieden und sechs Mal. Sie hatte sich daraufhin in Richtung Auto aufgemacht und war auf halber Strecke stehen geblieben. Die Beine hatten ihr den Dienst verweigert. Und so hatte sie sich wieder gebückt und einen neuen Stein im Sand gesucht. Dieser müsste sieben Mal hüpfen, damit sie ... dann acht ... neun Mal ...
Irgendwann hatte das Handy ein letztes Mal geklingelt. Katie hatte mit gebrochener Stimme die Nachricht auf die Mailbox gesprochen, dass ihre Mutter tot sei.
Mia hatte ihr Handy ins Meer geschleudert. Es hatte einen Satz gemacht und ging dann unter."
 Es wäre nur nett gewesen hätte die Autorin die zweite Hälfte genutzt um mehr auf die einzelnen Personen einzugehen, denen doch immer ein wenig tiefe fehlt, da zwar vieles gesagt aber nur wenig gezeigt wird, und uns vielleicht etwas mehr „sehen“ zu lassen von der exotischen Kulisse.
Es ist eben gerade diese atemlose Hetzen von einem Ereignis zum nächsten, das paradoxerweise die Geschichte später ein wenig bremst.

 Nun, was gibt es von meiner Seite tatsächlich zu bemängeln:
Obwohl zwischen der Reise von Mia und der von Katie nur ein halbes Jahr liegt, tragen in der erste Hälfte Mias Kapitel den Zusatz „Ein Jahr zuvor“ (danach geht der Wechsel von erster Jahreshälfte zu zweiter Jahreshälfte) und nicht wie es richtig heißen müsste „Im Jahr zuvor“. Eine mir nicht nachvollziehbare Eigenheit die meinen Zeitsinn gestört hat.

*Leseexemplar zur Verfügung gestellt von Piper durch Vorablesen*

Samstag, 6. Oktober 2012

Mittwoch, 3. Oktober 2012