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Dienstag, 27. November 2012

Cemetery Girl









Cemetery Girl, David J. Bell
(NAL, 2011)

Beunruhigender YA Thriller mit Schwächen.

 Kurzinhalt:
Als 12 Jährige verschwindet Abby und Tom Stuart's Tochter Caitlin spurlos im Park. Nur der Hund kehrt zurück von ihrem Ausflug, die Leine hinter sich herschleifend. Vier Jahre sind seit dem Vergangen und die Ehe der beiden ist zerrüttet, Abby mochte endlich einen Schlussstrich ziehen unter die Vergangenheit und drängt darauf der Tochter eine leere Grabstelle, ein Kenotaph, auf dem Friedhof einzurichten, doch Tom möchte sich nicht dem Verlust seiner Tochter abfinden. Und tatsächlich wird Caitlin von einer Polizeistreife aufgegriffen. Doch sie schweigt beharrlich zu dem was in jenen vier Jahren geschah, und weigert sich preiszugeben wer sie entführt hat. Als auch die Polizei nicht voranzukommen scheint, beschließt Tom der Sache selbst auf den Grund zu gehen.


Cemetery Girl teilt sich auf in drei Sektionen: Der erste Teil handelt von der Belastung unter der  die Beziehung von Tom und Abby steht, seit Caitlin's verschwinden und von den Ressentiments die Tom für seine Frau hegt als diese versucht mit der Vergangenheit abzuschließen. Im zweiten Teil geht es um die überraschende Rückkehr Caitlin's und wie diese zu einer neuen, unerwarteten Belastung führt. Den natürlich verhält sich Caitlin ganz anders als Tom sich das in seinem Wunschdenken ausgemahlt hat. Im letzten Teil dann dreht sich alles um die Konfrontation mit Caitlin's Entführer und die Klärung der Frage was in jenen vier Jahren tatsächlich geschah.

Bell zeigt sich als routinierter Thriller Autor. Er versteht es durch geschickte Anspielungen und Auslassungen uns an der Ungewissheit des Vaters, betreffend Caitlin's Schicksal, teilhaben zu lassen und ein Szenario des Horrors vor unserem geistigen Auge aufleben zu lassen ohne dabei je all zu Graphisch zu werden. Es ist zumeist das was nicht gesagt wird das einen als Leser erschreckt, es sind die weißen Flecken die Tom, und damit auch der Leser, selbst füllen muss die einen nachhaltig zu erschrecken vermögen.  
Auch die Art in der uns in der Gestalt von Tom's Halbbruder den perfekten Verdächtigen liefert, und abwechselnd diesen Verdacht erhärtet und ihn dann wieder entlastet und so dessen Verstrickung in das Geschehen bis zum Ende im Dunkel hält, ist Meisterhaft inszeniert.
Leider verliert der Roman im letzten Teil wenn das Verhalten des Vaters zunehmend irrational anmutet, er zunehmend getrieben ist von der Suche nach der Wahrheit, mehr noch aber von einem besitzergreifend Gemüt im Bezug auf seine Tochter, am steht die Frage was mit Caitlin geschah, steht die Klärung des Verbrechens quasi im Hintergrund zu der Frage: Wer besitzt Caitlin?
Irgendwann, so muss man glauben, ist Caitlin's Vater (ist der Autor?) nicht mehr an Caitlin als Person interessiert, es gibt keinen ernsthaften Versuch mehr zu verstehen was sie durchlitten haben muss, statt dessen plagt den Vater die Frage ist diese junge Frau noch meine Tochter oder wurde sie zu sehr durch einen anderen Geprägt?
Auch Tom's Neigung zu jammern und sein(!) Schicksal zu beklagen, macht einem dieses letzte Drittel nicht zugänglicher - es fehlt am Ende ein Sympathieträger, der einem dieses doch recht bedrückende Thema etwas erträglicher machten könnte.

Unterm Strich ein Lesenswerter Thriller zu einem beunruhigend Thema, Kindesentführung und sexueller Missbrauch, bei dem jedoch mehr drin gewesen wäre und der mich mit gemischten Gefühlen zurückließ.
Vielleicht aber liegt ja das besondere des Romans gerade in seinem starken Kontrast zwischen dem Prolog der einem Tom spontan sympathisch macht, dabei aber zugleich die Basis für Tom's Zweifel an seiner zurückgekehrten Tochter schafft, und der Wende in Tom's Charakter, der übergangslosen Vermischung von Sorge und Besitzdenken, welche ihn dann wieder aller Lesersympathie beraubt.

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