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Sonntag, 9. Dezember 2012

Renegade - Tiefenrausch








 Renegade - Tiefenrausch, J. A. Souders
(ivi, 2012)

Eines der schönsten Covers des Jahres - doch leider keine Geschichte des Jahres.

 Kurzinhalt:
Seit ihrem dritten Lebensjahr wird die sechzehnjährige Evelyn Winters als "Tochter des Volkes" trainiert in der Unterwasser Welt Elysium. Auserwählt aus Hunderten von Kindern aufgrund ihrer idealen Gene. Alles in Evelyn's Leben ist perfekt; ihre Welt, ihr Volk, das Gesetz.

Als der Oberflächenbewohner Gavin Hunter unabsichtlich in Elysium eindringt, und sich seine Wege mit denen Evelyn's Kreuzen macht sie jedoch eine erschreckende Entdeckung:
Alles das sie zu Wissen glaubte ist eine Lüge.

Ihre Erinnerungen werden Manipuliert.
Ihr Geist und ihr Körper stehen nicht unter ihrer Kontrolle.
Und die Person die sie als Mutter kennt ist dafür verantwortlich.


 Renegade wartet mit einer interessanten Idee auf, einer Heldin die einer ständigen Gehirnwäsche ausgesetzt ist und deshalb keiner ihrer "Erinnerungen" trauen kann. Dieses Thema wird auf den ersten hundert Seiten auch konsequent durchgeführt, konsequent genug um mich anfänglich großzügig über Souder's Schreibstil hinweg sehen, bzw. lesen, zu lassen.

Doch als Evelyn sich gegen jede Logik und ohne klare Begründung schlagartig in Gavin verliebt bröckelt das Storygerüst nach und nach ab bis wir nur noch eine mäßig interessante Verfolgungsjagd geboten bekommen - unterbrochen von Kleinmädchen-Schwärmereien (die Autorin schafft es tatsächlich ein Kapitel mit einer Schwärmerei über Gavin's muskulösen Brustkorb zu Enden nur um das gleich darauf folgende mit einer gleichartigen Bemerkung zu Starten, wohl für den Fall das wir von einer Seite zur nächsten vergessen haben wie begehrenswert ihr Held ist). Gerade die Liebesgeschichte krankt jedoch stark an der zuvor aufgestellten Prämisse das in Elysium jeder Körperkontakt unter unvermählten verboten ist, Evelyn also von der Logik her nie die Chance hatte ein natürliches Verhältnis zu Berührungen zu Entwickeln - sich aber dem zum trotz in nur wenigen Tagen daran gewöhnt.

Renegade richtet sich eben klar an ein sehr junges Zielpublikum (es wird sehr vieles sehr nachdrücklich erklärt bis hin zu Erklärungen die in dem Zusatz "erklärte ich" enden) und wäre da nicht der horrende Gebrauch den die Autorin von Erste Person/Gegenwart macht, dann wäre immernoch ein ganz amüsanter, wenn auch selten logischer und für meinen Geschmack in seiner Erzählstruktur zu sehr an Computerspiele angelehnter, Roman geworden.

Das Renegade stark von Computerspielen beeinflusst, wenn nicht sogar inspiriert ist, zeigt sich darin dass unsere Helden nicht nur ein verborgenes Laboratorium inklusive praktischerweise gefülltem Waffenschrank finden, sodern darin auch noch auf ein Tagebuch stoßen das unseren Helden, und somit uns als Leser, bequem als das Erklärt was Evelyn (noch) nicht Erinnern kann.
Und die Autorin vergisst auch nicht das erforderliche "Zombie"-Level in ihre Geschichte einzubauen.


Unterm Strich präsentierte sich mir Renegade als eine auf Jugendromanze getrimmte Version von Logan's Run, denn hier wie da stolpert unser aus einem vermeintlichen Utopia fliehendes Paar von Kapitel zu Kapitel in zunehmend auswegslose Situationen, mit den dazu passenden zunehmend haarsträubenden Auswegen.
Nur, wo Logan's Run noch mit einer gehörigen Portion Ironie beim Weltenbau Punkten kann, Logan's Geschichte ist in einer überspitzt dargestellten Entwicklung der Jugendrevolution angesiedelt, eine Welt in der jeder über Dreißig zwangseuthanasiert wird, ist Elysium lediglich auf Gesellschaftsparanoia und krankhaftes Isolationsbedürfnis gegründet.
Persönlich würde ich geneigten Lesern eher dazu raten den erwähnten Logan's Run (erschienen bei Heyne als Flucht ins 23. Jahrhundert) zu Suchen oder, sowohl für ein überzeugenderes Unterwassersetting als auch eine glaubwürdigere Jugendromanze, zu Kat Fall's Dark Life Romanen zu greifen (Das Leuchten bzw. Die Finsternis, bei Ravensburger).


Was ich allerdings an der Deutsche Fassung wirklich witzig und gelungen fand ist das Wortspiel zwischen Evelyn's Namen, beziehungsweise ihrer bevorzugten Koseform, "Evie", und ihrer Vergangenheit.

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