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Sonntag, 27. Januar 2013

Winnetou unter Werwölfen









Winnetou unter Werwölfen, Peter Thannisch
(Piper, 2010)

Thannisch's Karl May Parodie lässt keinen Kalauer ungeschont und reitet seine Scherze zu Tode.

Kurzinhalt:
 Der Erzähler, Mayer Karl, mit A Y, folgt in St. Louis einer Anstellung als Hauslehrer für eine deutschen Familie. Über den Mönch und Waffenschmied Heinrich kommt er als Surveyor zu Mr. Bancrott, dessen angeschlagenes Unternehmen auf den Erfolgreichen Bau einer Eisenbahnlinie durch Indianergebiet angewiesen ist. Da des Mayer Karls Surveyor Kollegen Tickman, Trickman and Trackman sich jedoch als ebenso faul und trunksüchtig wie ihr Chef erweisen, muss er alles alleine machen. Zur Seite stehen ihm nur die Westmänner Sam Howlin, genannt Howlin' Sam, Dick Stick und der Büffel-Bill, die als Führer der Surveyors angeheuert worden sind. Dabei nimmt Sam Howlin den Mayer Karl unter seine Fittiche um aus der Lusche einen echten Westman zu machen.
 Als die zum Schutz der Arbeiter angeheuerten Glorreichen 13, eine Vampirbande, sich an einer Indianergrabstätte vergreifen schlägt Mayer Karl deren Anführer Ratanescu, auch Ratten-Jim genannt, bewusstlos und bekomt dafür den Westman Namen Old Silverhand verpasst. Nur kurz darauf kommt es zur Begegnung mit dem Häuptling der Apachen-Werwölfe, Schuschuschuna, und dessen Sohn Winnetou, sowie dem unter den Indianern lebenden weißen Pessimisten Klage-Peter. Diese weisen darauf hin, dass die Bahnleute sich in Indianergebiet befinden und die Vermessung abgebrochen werden soll. Als Schuschuschuna ein Handelsangebot Bancrotts ablehnt, greift Ratten-Jim zum Revolver um den Häuptling zu Töten, erweist sich dabei jedoch als solch jämmerlicher Schütze das er anstelle dessen den Klage-Peter erschießt. Daraufhin Reitet Winnetou mit seinem Vater fort, um seine Krieger zu holen und droht die Bleichgesichter auszulöschen sollten sie bei seiner Rückkehr noch immer im Indianergebiet verweilen. Der Mayer Karl beschließt zusammen mit Sam Howlin, der mit den ebenfalls in diesem Gebiet lebenden Kiowa-Werwölfen befreundet ist, dem edlen Häuptlingssohn Winnetou eine Falle zu stellen um ihn dann wieder aus der Hand der Kiowa-Werwölfe zu befreien. Der Plan gelingt zwar, aber Winnetou ahnt nicht wer ihn befreit hat wodurch sich der Mayer Karl und der Rest der Bahnleute nun von beiden Seiten angefeindet sieht...

 Es bedarf eigentlich kaum der Erwähnung, aber der Vollständigkeit halber: Winnetou unter Werwölfen schließt sich dem Trend an, Klassiker welche sich im Public Domain befinden durch allerlei übernatürliches Getier zu modernisieren und für ein jüngeres Publikum wieder attraktiv zu machen. Seinen Anfang genommen hat das ganze mit der Zombiefizierung des Jane Austen Klassikers Stolz & Vorurteil durch Seth Grahame-Smith. Laut Karl May Wiki rekapituliert Winnetou unter Werwölfen dabei die Handlung von Winnetou I, nur eben mit Werwölfen und Vampiren.

 Bei Thannisch wird dabei gekalauert was das Zeug hält: 
 "Sam Howlin etwa wird Howlin' Sam genannt, weil er so schön den Mond anheulen kann", erklärte der Büffel-Bill. "Und mich nennt man den Büffel-Bill ..."
 "... weil ihr ein Meister in der Büffeljagd seid", vermutete ich. 
 "Mitnichten, Sir", widersprach er. "So nannte man mich, weil mein holdes, untreues Eheweib wie ein Büffel aussah." 
 Sam Kicherte. "Ja, ich erinnere mich an sie. Bill hat ihr einst heimlich, während sie schlief, den Damenbart rasiert. Hat aber nichts genutzt, sah anschließend aus wie ein rasierter Büffel, wenn ich mich nicht irre." 
 "So seid ihr verheiratet?", wunderte ich mich. 
 "Die Ehe scheiterte", gestand Büffel-Bill mit trauriger Miene, "denn eines Tages, als ich etwas früher als gewöhnlich vom Spurenlesen heimkehrte, erwischte ich sie mit dem Kerl vom Ponyexpress im Bett. Der kam einmal im Jahr vorbei und brachte uns die Post." Er machte ein zerknirschtes Gesicht. "Möchte nicht wissen, wie lange das zwischen den Beiden schon lief." 

 Dazwischen versucht er sich auch immer mal wieder an Visual Comedy:
Ihre schmalen Schultern gingen über in einen biegsamen Rücken, der knappe Lendenschurz, den sie noch trug, bedeckte nur das Allernötigste ihrer wundervoll runden Kehrseite. Büffel-Bill zerrte sich das Halstuch von der Kehle, während sein Adamsapfel hektisch auf- und niederhüpfte, und wischte sich den Schweiß von der Stirn, verzweifelt darum bemüht, in eine andere Richtung zu blicken, und Dick Stick, der noch immer am Feuer saß, legte sich schleunigst den Präriehut in den Schoß , damit niemand sah, dass sein Namensgeber seine Leggins zu sprengen drohte. 

 Leider hat Thannisch dabei die Angewohnheit so ziemlich einen jeden seiner Scherze entweder so lange auszureizen bis man bald schon genervt ist davon, oder aber die quasi Erklärung warum das jetzt gerade witzig war, oder sein sollte, wenig subtil hinterher zuschieben.

 Schriftstellerisch bewegt sich Thannisch dabei auf einem eher niederen, dem Kinder und Jugendbuch zuzurechnenden Stil, wird dabei aber oft recht anzüglich und/oder sprachlich derb so das er wohl doch ein erwachseneres Publikum ins Auge gefasst hatte beim Verfassen. Inhaltlich orientiert sich das ganze bei, und bedient sich an, Bully Herbiger's "Der Schuh des Manitou" sowie "Ist ja irre - der dreiste Cowboy" (Carry On Cowboy), wobei er beim Ersteren sich der Anzüglichkeiten bedient und dem Letzteren zum Beispiel den vertrottelten Indianerhäuptling entlehnt.
 Der geneigte Fan ist dabei in beiden Fällen mit der jeweiligen Film-Vorlage besser bedient.

 Thannisch's Roman hat seine amüsanten Momente, aber über die Länge konnte er mich nur selten überzeugen.
Schade drum, Karl May mit Werwölfen, das hätte wirklich was werden können - wer einen gelungener mit Werwölfen aktualisierten Klassiker lesen möchte, der greife lieber zu Werther, der Werwolf (Wolf G. Heimrath, Goldmann 2011) oder, ohne Werwölfe aber dafür wirklich witzig, zu Sissi, Scheusalsjahre einer Kaiserin (Claudia Kern, Panini 2011)

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