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Dienstag, 5. Februar 2013

Ready Player One









Ready Player One, Ernest Cline
(Arrow Books, 2012)

Schwacher Plot um irgendwie sympathische Geeks.

 Kurzbeschreibung:
 Man schreibt das Jahr 2044, die Erde ist schlechter Ort um darin zu Leben. Das Öl ist aufgebraucht. Das Klima ist Ruiniert. Massenarbeitslosigkeit dominiert. Hunger, Armut und Krankheit regieren.
Wie die meisten Menschen flüchtet sich Wade Watts in die Virtuelle Realität der OASIS. Einer simulierten Welt, in der Futuristische Technik und Magie gleichberechtigt nebeneinander stehen. In der Avatare quests lösen auf Welten die auf Spiele, Romane und Filme basieren.
Geschaffen wurde die OASIS von James Haliday, Nickname Anorak, der hier seiner 80er Jahre Obsession freien Lauf lies. Vor seinem Tod verkündete Halliday das er in seiner Welt ein Easter Egg versteckt hat und wer es aufspürt soll sein Nachfolger werden, Herrscher über die OASIS und Erbe seines gesamten Vermögens. Drei Schlüssel zu drei Toren sind nötig um es zu finden. Jahre lang haben Egg Hunters, sogenannte Gunters, nach den Schlüsseln gesucht, doch ist keiner je fündig geworden – bis Wade zufällig den Ersten Hinweis entziffert. Doch ab dem Moment als er den ersten Schlüssel in der Hand hält sind die „Sixers" hinter ihm her, Mitarbeiter von Innovative Online Industries, welche die Kontrolle über die OASIS und damit
ein Internet Monopol erringen wollen. IOI hat jedoch keine Skrupel den Kampf um die Herrschaft in die Reale Welt zu tragen, und Sorrento, der Anführer der Sixers, schreckt dabei auch vor Mord als Mittel nicht zurück, schon bald geht es für Wade um mehr als nur sein Virtuelles leben...


 Das erste was einem an dem Buch auffällt ist das akkurate Titelbild, welches uns nicht nur einen Blick auf die „Stacks" genannte Trailer Park Heimat von Wade werfen lässt, sonder auch den, wenn auch nicht wie er sich selbst bezeichnet fetten so doch auf dem Bild zumindest übergewichtigen, Helden der Geschichte selbst (zugegeben, das der Charakter auf dem Bild tatsächlich übergewichtig ist viel mir erst auf den zweiten Blick und nach dem ich seine Selbstbeschreibung gelesen hatte auf).

 Ready Player One wird gerne als „Geektastic" tituliert, ja fast schon als ein „Nerdgasm."
Wären da nicht diese vielen kleinen Unstimmigkeiten, dann wäre ich fast versucht ähnlich euphorisch darauf zu reagieren:
Cline fühlt sich gleich zu Beginn bemüßigt uns zu erläutern dass der Nick Art3mis nicht Art-Three-Mis ausgesprochen wird sondern für Artemis steht (und das ganze bekommen wir kaum hundert Seiten später bei der ersten Begegnung Wade's mit seinem Cyberschwarm noch mal serviert), nicht aber das Sux0rs für Suckers steht (oder das I-r0k sagen soll: Ich, Roque ... sorry, Ich Rocke), oder in einer späteren Passage werden wir darüber aufgeklärt das XPs für Erfahrungspunkte (Experience Points) steht, das Kürzel NPCs (Non-Player Characters = Nicht Spieler Charaktere) wird aber ohne weitere Erklärung verwendet – diese unnötigen Exkurse/Unstimmigkeiten bremsen immer wieder völlig überflüssigerweise den Storylauf; man kann ruhig davon ausgehen dass diese Begriffe für die meisten Leser inzwischen zum Standardrepertoire gehören, und für den Erzähler der Geschichte und die Bewohner seiner Zeit sowieso, sprich es gibt weder Anlass noch Grund für Autor oder Erzähler diese Erklärungen einzuflechten (was, am Rande bemerkt er auch selbst zu wissen scheint, lässt er doch seinen Helden später einmal das Alias Harry Tuttle* ohne weitere Erläuterung verwenden).
Auf der anderen Seite lässt er sich anderthalb Seiten und zwanzig Erwähnungen Zeit, eher er uns darauf hinweist das Aech, nicht Lautsprache für das Geräusch ist welches mir bei der ersten Konversation zwischen diesem und Wade entfahren ist, sondern der Englischen Aussprache des Buchstaben H entspricht.
Eine wirklich große Schwäche des Romans besteht darin wie Cline seine Charaktere immer wieder in bester Deus Ex Manier Problemlösungen  aus dem Hut Zaubern lässt, mit einem Verweis auf versteckte Hinweise in Anoraks Almanac (und was bin ich froh das Cline hier sich zurückhalten konnte und nicht den Namens-Witz getötet hat indem er uns einen Exkurs über dieses typische 80er Kleidungsstück aufdrückte) welche vor diesem Zeitpunkt nie Erwähnung fanden. Hier hätte Cline sich wirklich die Mühe machen sollen den Leser mehr in die Jagd mit einzubeziehen.  

Ein Punkt an dem ich mir nicht ganz sicher bin ob das Tongue in cheek gemeint ist vom Autor (immerhin ist dies eine Geschichte über eine durch eine 80er Jahre Obsession geprägte Gesellschaft, somit würden ironische gemeinte Seitenhiebe auf die Obsessionen dieser Generation ja durchaus Sinn machen) ist die offenkundige Art in der Cline seinen Roman datiert in dem er Begriffe wie YouTube und eBay in seine Zukunftsvision einfließen lässt. Ein witziges Beispiel hierfür ist die erste offene Konfrontation der Gunters mit den Sixers:
 The sixers had installed teleportation disruptors, which prevented anyone from transporting inside the force field via technological means. They had also stationed a team of high-level wizards around the tomb. These magic users cast spells around the clock, keeping the entire area encased in a temporary null-magic zone. This prevented the force fields from being bypassed by any magical means.
 The clans began to bombard the outer force field with rockets, missiles, nukes, and harsh language. They laid siege to the tomb all night, but the following morning, both force fields remained intact.
 In desperation, the clans decided to break out the heavy artillery. They pooled their resources and purchased two very expensive, very powerful antimatter bombs on eBay.

Das die IOI Agenten, die Sixers, als gleichermaßen dämlich wie ruchlos dargestellt werden, war meiner Einschätzung nach allerdings Absicht. Ich denke schon das Cline mit Ready Player One ein Buch gewordenes 80er Jahre B-Movie schreiben wollte, und unter diesem Aspekt betrachtet macht der Roman dann trotz erheblicher Literarischer Schwächen eine Menge Spaß zu lesen. Er ist weit davon entfernt Perfekt zu sein, oder auch nur wirklich Gut, aber trotzdem geht ein Faszination von der Geschichte und den Charakteren aus die einen in ihrer Bann zieht und immer wieder zurück kommen oder über schwächere Momente hinwegblicken lässt. Entschädigt wird man dafür damit das es in Ready Player One tatsächlich, und man verzeihe mir dieses offensichtliche Wortspiel, so einige achtziger Jahre Schätze wiederzuentdecken gibt; zum Bleistift die seinerzeit Legendäre Swordquest Reihe von Atari oder der Arkade Hit Black Dragon/Black Tiger von Capcom.
Dadurch wird der Roman zum Trip zurück in die eigene (hauptsächlich Spieler-) Kindheit.


 Unbedingt empfehlenswert ist die Kritik auf What if books etc. die zu den übrigen Fehlern und Schwächen des Romans noch die bedenkliche nahezu komplette Abwesenheit von Frauen und Farbigen in Cline's Welt analysiert.



Und zum Abschluss ein Satz vom Beginn des Buches (s.14) welcher mich Schmunzeln machte, auch wenn er eher unter unfreiwilliger Humor fällt:
 I burned through all of my extra lives in a matter of minutes, and my two least-favourite words appeared on the Screen: GAME OVER.

Wohl kaum einer freut sich über Over, aber ein Spieler dem das Wort Game nicht gefällt?
Srsly? ;)


*Harry Tuttle war der Name eines von Robert De Niro gespielten Regimegegners in dem Terry Gilliam Film Brazil.

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