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Montag, 21. April 2014

By its cover









By its cover, Donna Leon
(William Heinemann, 2014)

Donna Leon, zum zweiten.

Kurzinhalt:
 Commissario Brunetti wird in die Bibliotheca Merula gerufen, dort hatte ein Joseph Nickerson unter dem Vorwand er sei Assistenz Professor an der University of Kansas Recherche in alten Büchern betrieben, um, wie sich herausstellte einzelne mit Illustrationen versehene Seiten heraus zu trennen. Der angerichtete Schaden lässt sich noch überschauen und schnell stell sich zudem heraus das auch ganze Bände aus der Bibliothek entwendet wurden. Schon bald bestätigt sich Brunettis Verdacht das der Name Nickerson nur ein Alias ist für einen Spezialisten, vermutlich angeheuerten von einem unbekannten Auftrageber aus höchsten Kreisen.
 Nickerson kann jedoch nicht alleine gearbeitet haben, es steht für Brunetti außer Frage das er Hilfe aus der Bibliothek erhalten haben muss. Doch die Suche nachdem Helfer der sie auf die Spur des Mannes welcher sich Nickerson nannte hätte führen können erfährt eine jähe Wendung als eine Leiche auftaucht welche Brunetti nötigt in ganz neue Richtung zu ermitteln.


 In weiten Teilen gilt für By its cover das selbe das ich schon zu Suffer the little children gesagt habe. Nur das By its cover diesmal ein Gewinn aus einer First Reads Verlosung auf GoodReads war.

 Wie schon bei dem oben erwähnten Children ist auch hier die Gangart sehr ruhig, es gibt wieder zahlreiche Seitenhiebe auf die allgemeine Bestechlichkeit der Behörden, so wie auf das Selbstverständnis des Adels, man sei besser als der gewöhnliche Pöbel.
 Tatsächlich nimmt sich Donna Leon nach Einführung des Tatbestands das erste drittel des Romans über Zeit dafür auf Venedigs Gesellschaft und Brunettis Ehe und Familienverhältnisse einzugehen. Es zeugt von ihrem Talent als Autorin das man trotzdem gebannt allem Folgt, und noch bevor eine allzu große Länge in der Handlung entstehen könnte wendet sie sich wieder den eigentlichen Ermittlungen zu.
Ermittlungen in deren Mittelpunkt natürlich die Bücher und das Verhältnis der Leser zu ihren Lieblingen steht,
 As she leaned forward to pick up another volume, Brunetti saw someting drop on to the red leather binding, immediately turning it from rose to burgundy. She used the edge of her hand to blot at it. 'What fools we are,' she said to herself.

 Aber es geht auch um einen Sammlermarkt dem das Objekt seiner Sammelleidenschaft gleichgültig ist. Am Ende steht eben nicht die Frage nach Werten, sondern nach dem Geld. Charmant flicht Donna Leon dabei Betrachtungen über das Lesen, über das sich Verlieren in literarischen Welten ein, sowie über den Wert des Lesens.
Hier besticht wieder einmal mehr Brunettis Frau, von der er weiß dass
 Paola would fail to notice Armageddon itself, where it to occur when she was reading - and for the seven hundred and twelfth time - the passage in The Portrait of a Lady where Isabel Archer realizes Madam Merle's betrayal.

 Das zweite drittel des Romans wird so weitgehend auf Brunettis Versuch verwendet Verständnis zu finden, dafür warum die Leiterin der Bibliothek das Schicksal der einzelnen Werke beweint, was sie damit meint wenn sie von einem unwiederbringlichen Verlust, nicht an Wert sondern an Werten, spricht. Dieses nachspüren der Frage, was macht den Wert eines Buches, jenseits seines reinen Texts, erzeugt natürlich gerade in Zeiten in denen der Buchmarkt einem solchen Wandel unterworfen ist ein interessantes, sich schon geradezu wie der Kommentar der Autorin zur Streitfrage eBook lesendes Meta. Ein sehr viel leichter zu goutierender Kommentar als man in Suffer the little children finden kann, mit seiner, aufgrund einer zu blauäugigen Vereinfachung, sehr problematischen Stellung zum Thema Babyhandel und illegale Adoption.

 Anders als bei Children empfand ich in By its cover die gemächliche Art, die den Fall immer mal wieder hinten anstehen lässt um uns Venedig zu zeigen oder einen Blick auf Brunettis wohltuend geordnetes Familienleben werfen zu lassen, sowie Donna Leons Darstellung einer weniger geordneten aber im Kern doch heilen Welt, für diese Geschichte sehr viel passender. Und genauso kommt dann auch im letzten drittel die Auflösung daher, mit sachter Tragik.

 Kritisieren muss ich als Gelegenheitsleser diesmal nur das Donna Leon, trotz langer Passagen die sich oberflächlich betrachtet erst einmal nur um Brunettis Privatleben zu drehen scheinen, sich sehr bedeckt gibt was ihren Helden angeht und einen weitgehend im Dunkeln tappen lässt was dessen Alter angeht, oder das seiner noch immer Zuhause wohnhaften Kinder. Dadurch macht sie es einem gelegentlich schwer sich in einzelne Szenen richtig einzufühlen.
Doch dann wiederum, es ist Brunettis 23. Fall und die Stammleser würden jene Details die mir fehlten sicherlich als überflüssig empfinden - obwohl, es klang in der LovelyBooks Leserunde an der ich Teil nahm von anderer Seite auch sachte Kritik daran an, das Donna Leon sich diesmal weniger über Speisen ausließ, ein Umstand den ich wiederum beim Lesen sehr begrüßte.

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