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Sonntag, 26. Oktober 2014

50 Schlüsselideen Kunst









50 Schlüsselideen Kunst, Susie Hodge
(Spektrum Verlag, 2014)


Klappentext:
 Ein Besuch in einer großen Kunstgalerie kann einen überwältigen - eine erstaunliche Parade von rätselhaften Bildern, Gegenständen und Installationen, von Künstlern und Kunstrichtungen, die uns kaum einen klaren Blick dafür vermittelt, wie das, was da alles zusammenhängt, auch zusammenpasst. Die 50 Schlüsselideen Kunst helfen, den Überblick zu behalten. Für alle, die Schwierigkeiten haben, Degas von Dalí oder Monet von Mondrian zu unterscheiden, bietet dieser informative Ratgeber Hinweise auf 50 der wichtigsten und einflussreichsten Grundkonzepte in der Kunst - von den Ideen der alten Griechen bis zu solchen der Gegenwart.

 Aufgenommen sind dabei einerseits Stilepochen wie Barock, Renaissance, die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts, altägyptische Kunst oder klassische Antike, andererseits werden unterschiedliche Stilrichtungen betrachtet wie Romantik, Kubismus, Minimalismus, Surrealismus, Pop-Art, Konzeptkunst und Medienkunst. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe werden in einem Glossar, das dem klaren, kompakten und auch kunstvollen Text von Susie Hodge beigegeben ist, sowie durch Mini-Essays und Kurzbiografien von epochemachenden Künstlern vertieft.

 Mit einer instruktiven Auswahl von Bildern, die beispielhaft Stilmerkmale und künstlerische Ideen zeigen, und mit einer übersichtlichen historischen Zeitleiste wird jede Kunstrichtung in ihren Kontext gestellt und insgesamt ein breiter Überblick über die weltweit bedeutendsten Entwicklungen von Kunst und Design vermittelt. Wem die künstlerische Ausdrucksweise jemals ein Rätsel war und wer sich einen groben Überblick verschaffen möchte, der wird bei diesem Buch voll auf seine Kosten kommen.



 Man sagt zurecht, das man ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen soll, welches ich in diesem Fall weder gut noch schlecht gewählt nennen wollte, mir als Laie aber doch etwas belanglos scheint. An seinem Klappentext hingegen, daran sollte man es schon messen können. Dazu lässt sich dann aber einfach nur Feststellen, das Werk fällt kurz bei der Erfüllung seines vollmundigen Versprechens.

 Ganz Knapp gesagt, wer in dieses Buch geht ohne einen Degas von einem Dalí oder Monet von Mondrian unterscheiden zu können, dem fehlt für das Verständnis des Textes notwendiges Grundwissen. Nun gut, einen Degas von einem Dalí zu unterscheiden lernen braucht es nicht viel, und das schafft das Buch dann doch, aber die Autorin schlägt einem im Text so viele Namen um die Ohren das selbst ich, der ich aufgrund des Kunstinteresses meines Vaters denke mich mit einem soliden Grundwissen über die alten Meister brüsten zu können, mehr als nur einmal ins Straucheln kam. Oft verweist zudem die Zeitleiste auf Werke von denen man vermutlich einfach mal annahm das diese dem Leser geläufig genug sein müssten um ohne größere Erläuterung als Beispiel dienen zu können.
(z.B. Im Kapitel Rokoko finden wir unter der Jahreszahl 1767 Jean-Honoré Fragonard: Die Schaukel; das einzige erwähnte Bild aus dieser Zeitleiste das ich zufällig kenne und zu dem ich mir deshalb, man verzeihe das Wortspiel, ein Bild machen konnte.)

 So geht es auch im Text selbst des öfteren, Susie Hodge greift auf Bilder zurück, die Teils bekannter oft aber eben weniger bekannt sind und versucht dann rein über Text zu erläutern was diesen oder jenen Stil kennzeichnet. Die dem Text (nur zu meist, nicht jedes Kapitel kommt mit einer Illustration) beigefügten Bilder sind dabei nur bedingt hilfreich, da man, wohl aus Kostengründen, auf eine reine Schwarz/Weiß Reproduktion baut.
Zwar lässt sich an der Druckqualität nichts bemängeln, auch die teils nur viertelseitig wiedergegeben Bilder lassen hinreichend Details erkennen, aber es hilft einem wenig wenn im Text erwähnt wird das sich dieser oder jener Stil zum Beispiel in einer anderen Handhabung von Farbe hervortut.

Pastel oder nicht Pastel?


 Weltweit, das meint im Kontext des Buches nahezu ausschließlich die westliche Welt umfassend, und auch noch überaus Eurozentrisch. Auch Amerikanisches Kunstschaffen wird praktisch ausschließlich im Kontext der Einwanderer Kunst beleuchtet. Zugegeben, dieser Überblickt genügt um sich in den modernen Museen zurechtzufinden, wer aber auf Abstecher zu afrikanischer, nah- oder fernöstlicher Kunst baut, und die Inuit lassen wir einfach unerwähnt, der hat eben eine zu umfassende Vorstellung von "Weltweit".
  

 Was Susie Hodge vermag, und das möchte ich keinesfalls unter den Tisch kehren oder Kleinreden, ist aufzuzeigen wie und warum sich (Europäische-)Kunst über die verschiedensten Stilrichtungen hinweg verändert hat. Sie weist einleuchtend auf die jeweiligen kulturell politischen Gegebenheiten hin, und wie diese sich in einem veränderten Kunstverständnis, teils vom Künstler, teils vom Kunstbetrachter ausgehend, niederschlugen.

 Ihre Erläuterungen zum Außen- und Innenpolitischen Selbstverständnis von Künstlergruppen entbehren hierbei gelegentlich nicht einer gewissen Ironie, wie im Fall von Dalí und den Surrealisten (Seiten 152-155):
 Die surrealistischen Bedingungen waren insofern außerordentlich radikal, als Breton jeden aus der Gruppe ausschloss, der nicht mit den gemeinsamen Überzeugungen konform ging oder sich nicht einfügte.

Zeitleiste:
1937 - Dalí wird wegen seines klassizistischen Malstils und seiner Unterstützung des Faschismus aus der Gruppe der Surrealisten ausgeschlossen


 Als Fazit lässt sich von meiner Seite nur sagen dass wer sich noch nie mit Kunst befasst hat, der wird entgegen den gemachten Versprechungen mit dem Buch eher wenig Freude haben. Wer jedoch ein gewisses Grundverständnis mit einbringt, wenigstens genug um bei der Erwähnung eines Lucas Cranach d.Ä., oder eines Tizian nicht einfach nur Fragezeichen über dem Kopf zu haben, und zu sagen weiß das Donatello keine Schildkröte ist, wer letztlich aber sich einfach nur eine grundlegende Einführung in Kunstgeschichte und Stilentwicklung erhofft, ja, der kann mit dem Band auf seine Kosten kommen.

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