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Samstag, 10. Januar 2015

Savage Run








Savage Run, by E. J. Squires
(Self-Published, 2014)


Savage Run habe ich als kostenloses eBook von der Story Cartel Website heruntergeladen, gegen das Versprechen eine ehrliche Rezension zu verfassen.

Kurzinhalt:
 Die siebzehnjährige Heidi Cruise ist eine Arbeiterin, der niederste soziale Rang für einen Bürger in Newland, ausweglos zu einem Leben als Sklavin verdammt. Aufgewachsen unter dem kritischen Blick ihres überreligiösen Vaters, und dazu gezwungen mit anzusehen wie ihre beste Freundin von ihrem Master, einem Mitglied der führenden Klasse in deren Besitz sich die Arbeiterschaft befindet, täglich missbraucht wird, weigert sich Heidi das für sie ausersehene Schicksal zu akzeptieren. Im Versuch ihre Freundin und sich zu befreien, schmiedet sie einen gefährlichen Plan: Sich als Jungen zu Verkleiden und an einem von Präsident Volkov kürzlich ins Leben gerufenen Event teilzunehmen - dem Savage Run, einem furchtbaren Hindernisrennen nur für Männer bei welchem denen die durchkommen die Freiheit winkt, jenen die verlieren der Tod.




Zunächst das Gute an der Geschichte:
 Obgleich Savage Run auf mehrer Bände ausgelegt ist, kann man den ersten Band auch für sich selbst genommen lesen, es gibt zwar ein paar lose Enden aber die Geschichte ist soweit in sich abgeschlossen das man den Folgeband nicht zwingen zu Lesen braucht.

 Savage Run funktioniert zeitweise gut als einfache Unterhaltung, und auch wenn ich Persönlich im Mittelteil etwas zu Kämpfen hatte, liest es sich sehr flott weg. Ich würde sagen wenn man die Geschichte mit keiner größeren Erwartung angeht, als der eine simple Jugendromanze zu Lesen, sich nicht weiteres daran stört das der Dystopieteil nur unwichtige Fassade ist, und sich nicht damit aufhält die Logik des ganzen zu hinterfragen, ja, dann kann man es als das literarische Äquivalent zu einem Popcorn Film - nun, eher zu einer SyFy Channel Produktion - sehen.


Oh, hard is the fortune of all woman kind,
She's always controlled, she's always confined,
Controlled by her parents until she's a wife,
A slave to her husband the rest of her life.
- The Wagoner's Lad (Trad.), Joan Baez

 Savage Run beginnt mit ein paar spannend geschriebenen Kapiteln in denen die Autorin eine düstere Zukunft aufzeichnet in welcher eine Drei-Klassen-Gesellschaft herrscht. Die Führungsriege bilden die sogenannten Master, sie haben alle Freiheiten und Rechte, und halten die politische Macht in Händen sowie sämtliche Besitztümer. Darunter gibt es die Klasse der Advisors, der Berater, diese sind zwar essentiell freie Bürger, haben aber kein Recht auf eigenen Grundbesitz und dürfen für kein Politisches Amt antreten. Die unterste Klasse wird von den Arbeitern gebildet, diese haben keinerlei Anspruch auf Besitz, ihre Arbeitskraft, ihre Freiheit, ihr Leben, ihre Körper - alles gehört dem Master dem sie zugeteilt werden. Von Arbeiter Frauen wiederum wird erwartet das sie, wenn sie nicht der direkten Kontrolle eines Masters unterstehen, sich den Anordnungen ihrer Väter oder Ehegatten fügen.


Unglücklicherweise bring uns dieses Set-Up gleich zu meinen Kritikpunkten:
 Bedenkt man diese Art von Klassensystem für viele Menschen auf der Welt traurige Realität darstellt, das Sklavenarbeit, das ein Leben als Besitztum in einer Männlich dominierten Gesellschaft in der sie vom Vater zum Ehemann weitergereicht werden ohne Hoffnung auf Flucht für Frauen und Mädchen in gewissen Gesellschaften bittere Realität ist, und fügt man zu dem einen äußerst düsteren Start in die Geschichte, mit Themen wie sexualisierter Gewalt, dann versteht man vielleicht das mir ganz Persönlich die unerwartete Wandlung der Geschichte von einem ernsthaften Roman für junge Erwachsene zu einem leichtfüßig harmlosen Jugendbuch sauer Aufstieß beim Lesen.
 Die Autorin übergeht die aufgeworfenen Themen wie Sklaverei und Missbrauch, behandelt sie in der Geschichte als solchermaßen vernachlässigbar, dass man sich Wundern muss warum sie diese überhaupt einbringt. Letztlich empfand ich die Ignoranz mit der die Autorin diesen Teil ihrer Erzählung anging, oder vielmehr gerade nicht anging als extrem Ärgerlich.

 Heidi ist der inkonsistenteste Charakter der mir seit langem untergekommen ist.
Geboren und aufgewachsen als Sklavin, ohne jede Hoffnung diesem Schicksal jemals zu entkommen, würde man annehmen das der Gedanke an Freiheit, ist was sie antreibt. Sie riskiert für diesen unmöglichen Traum sogar den tätlichen Angriff auf einen Master, ein Verbrechen welches, wie sie weiß, mit dem sofortigen Tod bestraft wird. Sie verkleidet sich als Junge, welches in ihrer Gesellschaft ebenfalls als strafbare Aktion gilt, welche drakonische Strafen nach sich zieht. Doch wann immer Schönling Nicholas auftritt verwandelt sie sich ein komplettes Mädchenklischee, plötzlich sind ihr Party, Kleider und Make-Up wichtig, Freiheit ist da nur noch ein ferner Gedanke der ihr niemals so wichtig Scheint wie, sagen wir, ein Kuss.
Tatsächlich antwortet sie auf Nicholas Frage was Freiheit für sie bedeutet, "Das Recht mich zu Verlieben".
Nicht ein selbstbestimmtes Leben zu Führen, nicht das Recht am eigenen Körper, noch nicht einmal gerechte entlohnung der eigenen Arbeitskraft - essentiell läuft Heidis ganzes Problem damit Sklavin zu sein darauf hinaus das sie dadurch nicht in Clubs abhängen darf und sich nicht verlieben.
Sie ist kurz gesagt der Stereotyp eines erste Welt Teenagers die nur zufällig kein Geld hat und sich um oberflächliche Luxusprobleme sorgt.

Frage nicht nach Logik.
 Einige der zu überwindenden Hürden sind, schlicht gesagt Lächerlich, und nicht nur im Kontrast zu dem womit die Geschichte startete; ich spreche von Raumschiffen, EVAs* und mythologischen Kreaturen.
Ebenso die politische Situation soweit sie die Autorin uns vermittelt, der Aufbau der einzelnen noch bestehenden Nationen ist - gelinde Ausgedrückt, nicht sehr durchdacht. Nichts von dem dass uns gesagt wird ergibt Sinn. Eventuell plant die Autorin dies noch zu aufzuklären, aber ich denke eher nicht.

 Als Heidi sich für Savage Run einschreiben will, fliegt ihre Tarnung als Junge augenblicklich auf, was aber niemanden so richtig stört, und man muss sich wieder Fragen: Wieso hat sich die Autorin überhaupt die Mühe gemacht dieses Element einzubringen?
Zu keinem Zeitpunkt beeinflusst es die Geschichte nennenswert, und auch nachdem alle Welt davon erfährt, bleibt es ohne größere negative Konsequenzen für Heidi, im Gegenteil sogar.
Auch hier kam mir die Art in der die Autorin ein schwerwiegendes Thema einfach unter den Tisch fallen lässt äußerst Fragwürdig vor, es gibt immerhin in unserer Welt Staaten in denen Mädchen mit ernsthaften Konsequenzen für Leib und Leben rechnen müssen, versuchen sie sich als Jungs auszugeben und werden dabei erwischt.


Ich muss diesen Teil noch einmal Unterstreichen:
 Ich habe ein extremes Problem damit, in welcher Weise die Autorin sexualisierte Gewalt einbringt, sich aber weigert diese dann auch zu thematisieren. Das Thema wird kurz angeschnitten, wenn Heidis Freundin, Gemma, nachdem sie aus den Fängen ihres Masters befreit wurde, praktisch nebenbei erwähnt das dieser sie geschlagen, unter Drogen gesetzt und Vergewaltig hat. Es wird zwar immer mal wieder im Verlauf der Geschichte angedeutet das dies Heidi immer noch umtreibt, aber es hat zu keinem Zeitpunkt wirklichen Einfluss auf die Handlung. Es steht einfach nur im Raum als hingeworfenen Bemerkung. Gerade so als sage die Autorin, ach, das war nur Vergewaltigung, nichts worüber man sich einen Kopf machen muss.


 Abschließend sollte ich wohl erwähnen dass ich überzeugt bin, hätte die Autorin ihre Geschichte nicht so ausgesprochen düster, dystopisch eben (hah!), begonnen, und mein persönliches Reizthema (welches ohnehin keine Relevanz hatte für die Erzählung) ausgespart, sondern uns gleich auf eine eher als futuristisches Märchen angelegte Geschichte mit Popcornfaktor eingestimmt, das Lesen hätte mir bestimmt Spass gemacht.
Aber so, neige ich eher dazu von der Lektüre abzuraten.

*Extravehicular Activity, Ausstieg aus einem Raumfahrzeug im Weltraum.

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