Diese Website verwendet Cookies, um Dienste bereitzustellen, Anzeigen zu personalisieren und Zugriffe zu analysieren. Informationen werden an Google weitergegeben.
Durch die Nutzung der Website erklären Sie sich mit Googles Weltherrschaftsbestrebungen einverstanden.

Sonntag, 31. Mai 2015

The Brave and the Bold - Das Buch des Schicksals








The Brave and the Bold - Das Buch des Schicksals, Mark Waid & George Pérez
(Eaglemoss, 2015)


Kurzinhalt:
 Auf seinem Rückweg von einer Mission stößt die Green Lantern Hal Jordan auf einen im All treibenden Leichnam. Natürlich bittet er sofort seinen alten Freund Batman, Bruce Wayne, um Hilfe bei der Identifizierung des Toten. Doch es kommt noch mysteriöser, es gibt nicht nur einen Leichnam, es sind derer 62 und alle sind sie miteinander identisch. Bei der Verfolgung einer ersten Spur trifft Batman auf eine alte Widersacherin, Roulette, von ihr erfährt er das der Tote, Drake, von Unbekannten angeheuert wurde um ein Buch zu Stehlen. Drake weigerte sich das Buch weiter zu geben und wies Roulette an es zu vernichten bevor er Starb. Doch das Buch des Schicksals, in welchem alles niedergeschrieben steht das geschehen ist, geschieht und geschehen wird, lässt sich nicht vernichten. Auch vereint können Batman und Green Lantern nicht verhindern dass das Buch letztlich in die Hände der Auftraggeber fällt.
Wer aber im Buch des Schicksals liest, der kann das Universums selbst verändern.



Ab und zu greife ich immer noch gerne zum Comic, auch gelegentlich zu den Superhelden meiner Kindheit, zum Beispiel zum aktuellen Band 16 aus der DC Comic Collection:
 Das Buch des Schicksals ist ein angenehm klassischer Superhelden-Comic aus einer Zeit in der es noch erlaubt war mit Superheldengeschichten einfach nur zu Unterhalten, es geht nicht darum die Fragen des Lebens zu wälzen, oder die Verantwortlichkeit der Mächtigen auszuloten (noch deren dunklen Abgründe).

 Wollte ich mich als "seriöser" Leser profilieren, dann müsste ich wohl darauf hinweisen das die Geschichte nicht wirklich rund läuft, eigentlich ist alles nur Vorwand um möglichst viele unterschiedliche Superhelden in einem einzelnen Storybogen unterzubringen, welcher bei genauer Betrachtung nur wenig inhaltliche Logik aufweist. Zu dem müsste ich mich wohl über die im Comic transportierten Rollenmuster echauffieren, Supergirl als klassischer Teenie und Green Lantern als Vaterfigur und Opfer ihrer Flirtattacken.

"Vielleicht suchst du jemanden... wie wir alle... aber jeder Junge weiss genau wofür dieses 'S' steht und wer ihm die Leviten lesen wird, falls er dir das Herz bricht."
 Nur hiesse diese Dinge zu bemängeln, genau das anzukreiden was mir beim Lesen besonderes Vergnügen bereitet hat.
The Brave and the Bold erinnert mich an den Grund warum ich früher gerne Superheldengeschichten gelesen habe und mehr noch, der Comic hat mich wieder einmal daran erinnert warum ich mich mit dem neuen Supergirl nicht anfreunden kann. Ich für meinen Teil mag das naiv sexy, sorgenfreie all-american girl jener Tage, die ist zwar ein gutes Stück mädchenhafter als das Supergirl mit dem ich selbst aufgewachsen bin, aber wie alle auftretenden Helden im Comic angenehm weit entfernt von den problembeladenen Charakteren dieser Tage.

 Mark Waid hat sichtlich Spaß beim erzählen dieser Geschichte und in George Pérez hat man einen kongenialen Illustrator dazu gefunden, dass dabei der eine oder andere Handlungsstrang nur Nahrung für eher bedeutungslose Cameo-Auftritte liefert, darüber lässt sich dafür gerne hinwegsehen.

Montag, 25. Mai 2015

Cover Monday


 Cover Monday by the emotional life of books.

 Passend zum Feiertag (ich muss allerdings gestehen das ich gar nicht so genau weiß was an Pfingsten gefeiert wird) gibt es mal wieder ein Lieblings-Jugendbuchcover.

 The Garden of Eve, von K. L. Going ist wie der Titel schon sagt, ein vom Christlichen Glauben geprägtes Buch - wofür es auf GoodReads von ein paar Lesern unverdiente Schellte gab. Persönlich habe ich die Geschichte geliebt und konnte kein bestrebend der Autorin erkennen uns irgendwelche religiösen Werte auf zu Drücken.

 Das gezeichnete Cover hat es mir spontan angetan, und war der Hauptgrund warum ich mir das Buch damals ertauscht habe. Ich mag die düstere Melancholie der Szene, in die gerade noch so ein Schimmer von Hoffnung einbricht, in Gestalt des geisterhaft zum Leben erwachenden Pflanzensamen. Ein weiteres Plus ist hierbei dass die Illustration tatsächlich in einem direkten Bezug zur Geschichte steht und eine Schlüsselszene der Story aufgreift.

 Klick auf das Cover führt zur Autorenwebseite


 Auch die deutsche Ausgabe, als Evies Garten, kann Gefallen.

 Positiv anmerken möchte ich die fantasievolle Ausgestaltung, schade finde ich dabei aber dass bei der deutschen Ausgabe weniger Bezug auf die Geschichte genommen und alles sehr viel freier in Szene gesetzt wurde.

 Es ist für sich genommen eine mit viel Liebe zum Detail daherkommende, wunderschöne Kinderbuchillustration, und hätte ich das Buch nicht schon gelesen und entsprechend andere Erwartungen daran, ich könnte mich darin genauso verlieben. Leider wird es aber, anders als das original Cover der metapherreichen Geschichte um Verlust und Trauer nicht Gerecht.


 Ein wenig mehr zum Buch und auch ein wenig dazu warum es zu meinen Lieblingsbüchern gehört findet sich in meinem Post hier.

Samstag, 23. Mai 2015

Jemand wie du









Jemand wie du, Xisela López
(Kindler, 2013)

Schatz,
ich kann alles für dich sein - der Unbekannte, der Sensible, der Macho. In tausend Männer kann ich mich verwandeln, und dann, eines Tages, wirst du herausfinden, welcher davon der Mensch deines Lebens ist. Ein Kuss an deinen Kuss!


Eine einzigartige Liebesgeschichte, versteckt in 684 SMS.


Es beginnt mit Alex, die uns davon erzählt wie der Charakter der Jessica Fletcher sie in jungen Jahren bewog, Polizistin werden zu wollen, um Mordfälle zu klären. Am Ende hat sie ihr Traum soweit nur bis zur Verkehrspolizei geführt. Und im Zuge dieser Tätigkeit landet ein Handy auf ihrem Schreibtisch, aus einem Autounfall mit Todesfolge, zur Bewährung bis eventuelle Hinterbliebene danach fragen.

Die letzte darauf empfangene SMS-Nachricht weckt Alex' Interesse.

Schatz,
ich kann alles für dich sein - der Unbekannte, der Sensible, der Macho. In tausend Männer kann ich mich verwandeln, und dann, eines Tages, wirst du herausfinden, welcher davon der Mensch deines Lebens ist. Ein Kuss an deinen Kuss!

Empfangen:06.06.2008,18:16:59
 Begonnen hat die Geschichte hinter der kryptischen letzten Botschaft, 684 Kurznachrichten und drei Monate früher:

618884825
 Verdammt, ich bin eine Katastrophe! Komme zwanzig Minuten zu spät. Nicht böse sein!
Empfangen:26.03.2008,15:16:42
 Elisa
Eine Vollkatastrophe, würde ich sagen. Du kommst nicht nur zu spät, du hast auch noch die falsche Nummer erwischt ...
 Gesendet: 26.03.2008, 15:19:02

  Als Elisa auf die Nachricht der ihr unbekannten Nummer antwortet, ist sie sich nicht ganz im klaren darüber was sie damit lostritt. Ehe sie es sich versieht flirtet sie mit dem Unbekannten, teilt Geheimnisse mit ihm und riskiert am Ende ihre Beziehung zu ihrem Mann.


 Wem das alles sehr nach Daniel Glattauer klingt, der liegt zumindest im ersten Teil dieser kurzen Geschichte nicht falsch, auch wenn es gesagt sein muss das die Autorin (oder die Übersetzung) nie den selben Wortwitz zu entwickeln mag beim verbalen Schlagabtausch der beiden. Nach einer nicht unerwarteten Wendung im Verlauf des Geschehens, wird der Austausch zunehmend banaler, bald trist. Doch Stimmungswende und Alltagsbanalität, dienen durchaus dem Schluß, welcher einen, wieder versöhnt mit der Geschichte, mit einem Hochgefühl entlässt.
Denn Romantik, das muss nicht immer das ganz große Gefühlskino sein.
Ihre Geschichte war nur die einer ganz gewöhnlichen Liebe, genauso einzigartig, wie es jede Liebe ist.

 Ich gestehe das ich das Buch wohl nicht zur Hand genommen hätte, wenn ich es nicht bei einer  Verlosung auf Lovelybooks gewonnen hätte. Aber auch wenn es nicht über Glattauers nachhaltigen Wortwitz verfügt, so ist Jemand wie du auf jeden Fall kurzweilige Unterhaltung. Es ist allerdings auch eine sehr kurze Erzählung, ich habe die 160 Seiten über wenige Arbeitspausen verteilt, also in nur wenig mehr als einer Stunde gelesen.
Besonders gefallen hat mir die kurze Einleitung zur Entstehung des Buches, die nämlich ist Romantik pur.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Shining









Shining, Stephen King
(Bastei, 1987)

* Achtung enthält Spoiler! *

Kurzinhalt:
 Auf betreiben seines Freundes Al hin, bewirbt sich der arbeitlose Lehrer und Schriftsteller Jack Torrance um einen Job als Winterhausmeister im Overlook-Hotel. Er soll dort über die Wintermonate, wenn das Hotel von der Außenwelt praktisch abgeschnitten ist, kleinere Schäden beheben und durch regelmäßiges Beheizen der Räume größere Frostschäden verhindern. Jack, ein ehemaliger Alkoholiker der nach einem gewalttätigen Angriff auf einen Schüler entlassen wurde, hofft in der Abgeschiedenheit des Hotels das Stück an dem er Arbeitet zuende Schreiben zu können, und mit dessen Veröffentlichung seinen Ruf wiederherzustellen. Für den die Wintermonate über dauernden Job bringt er seine Frau Wendy und seinen Sohn Danny mit in das Hotel.
 Die Lage zwischen Wendy und Jack ist seit Jahren stark angespannt, seit dieser im Rausch den gemeinsamen Sohn verletzt hat. Trotz der offensichtlichen Gefahr die von ihm ausgeht, wünscht sich Danny das sein Vater und seine Mutter zusammen bleiben. Deshalb behält er warnenden Visionen im Bezug auf den bevorstehenden Ortswechsel, welche ihm von einem imaginären Freund namens Tony gesandt werden, für sich.
 Im Hotel angekommen trifft er den Koch Richard "Dick" Hallorann, welcher der Familie ihre Räumlichkeiten und die Küche zeigt. Hallorann erkennt das Danny, wie auch er, über eine besondere Gabe verfügt, die seine Mutter "das Shining" zu nennen pflegte. Die Fähigkeit Gedanken anderer zu erfassen und zukünftige Ereignisse vorauszusehen. Hallorann warnt vor seiner Abreise Danny eindringlich davor den Raum 217 zu betreten und weist ihn an, das er, sollte Gefahr drohen, ihn über das Shining rufen könne. Er erklärt Danny zu dem dass es in dem Hotel immer wieder zu Geistersichtungen kam, er sich um diese aber keine Sorgen machen müsse, da die Geister ihm nichts antun könnten.
 Bereits kurz nach der Abreise aller anderen Angestellten, kommt es bei Jack zu Ausfällen, er wird mürrisch und aufbrausend der Familie gegenüber und scheint zunehmend in seinen alten Trinkercharakter zu verfallen.
 Danny indes fühlt sich immer mehr von dem verbotenen Raum 217 angezogen. Als er seiner Neugier nachgibt erweist es sich das die Geister des Hotels ihm nicht minder gefährlich sind, als sein sich zunehmend verändernder Vater...



 Ich bin mir im klaren darüber das Shining für viele Fans zu Kings großartigeren Werken gehört. Persönlich aber fand ich das Buch sehr problembeladen, im Sinne von (für mich) nicht funktionierend. Eine der Schwierigkeit die ich mit dem Buch hatte, war das King gleich zu Anfang den Schluss preis gibt, was für mich dem Roman vieles an Spannung nahm:
 "Die ganze Wärme kommt von hier. Sie müssen aber auf den Druck achten. Sehen sie, wie er steigt?"
 Er klopfte gegen die Scheibe des Druckmessers, der auf hundertzwei gestiegen war, während Watson seinen Monolog führte. Jack spürte, wie ihm ganz kurz ein Schauer über den Rücken lief, und er dachte: Lief nicht eben jemand über mein Grab?
 Watson verpasste dem Druckrad ein paar Umdrehungen und öffnete das Kesselventil. Unter lautem Zischen viel die Nadel auf zweihundertneunzig (sic!). Dann schloß Watson das Ventil, und widerwillig erstarb das Zischen.
...
 "Was ist der maximal zulässige Druck?"
 "Oh, das Ding ist für zwei-fünfzig ausgelegt, aber der Kessel würde  lange vorher hochgehen.
"
  (S. 25-26)
 Nun lassen sich zu dieser Szene allerdings zwei Dinge sagen.
Zum einen illustriert sie sehr gut Kings gelobten "filmischen" Stil, und auch im Film ist es oft gang und gäbe das Finale bereits in den ersten Einstellungen zu etablieren, nur zumeist eben etwas subtiler, so das es einem eigentlich erst im Rückblick klar wird. Bei Shining hingegen, steht das nun ganze Buch hindurch die kommende Explosion im Raum, ohne das sie vor dem Finale je wieder als tragendes Element ins Spiel käme.
Will sagen: King baut über diese Szene keine wirklich Suspense auf*. Er serviert sie uns einfach als ein: So wird es enden.
 Das andere ist, dass die Szene durchaus ihren Dienst leistet. Jacks Ahnung dessen was geschehen wird erklärt uns ohne es sofort auszusprechen, warum Jack für den Einfluss des Hotels so empfänglich ist. Das er Teil jener vielen ist, die, wie der Koch Hallorann im Buch gegenüber Jacks Sohn, Danny, anmerkt, latent über jene Gabe verfügen welche er "das Shining" nennt.


 Ein weiteres Problem bei Shining ist Kings oft umständliche, und bisweilen sich sprachlich unglaublich platt lesende Art sich den Dingen anzunähern (dies mag zum Teil auch eine Übersetzungsschwäche sein):
 Das Stricken machte sie schläfrig. Heute hätte sogar Bartók sie ermüdet, und aus dem kleinen Plattenspieler klang keine Musik von Bartók, denn sie hatte eine Bachplatte aufgelegt.
 (S. 247)
 Lässt es vielleicht noch umständlicher sagen das Wendy sich gerade Bach anhört?
Es ist auch nicht so, als ob Sätze dieser Art eine irgendwie relevante Information transportieren. Kings einzige Absicht scheint es Stimmung zu schaffen über den stilistischen Unterschied zwischen Bartók und Bach - und für Kenner der beiden Komponisten mag das der Szene vielleicht noch etwas geben.


 Mein letzter Kritikpunkt ist die Übersetzung, welche leider nicht immer gelungen scheint (siehe auch Anmerkung oben):
 Masterton, jetzt Mitinhaber, wenn er sich auch den gesetzlich geschützten Schlurfgang, den er sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg angewöhnt hatte, nicht nehmen ließ, schob gerade einen Behälter mit Kopfsalat in das Innere des großen, dunklen Gebäudes.
 (S. 345)
 "gesetzlich geschützten"?
Ich glaube kaum das King sich zu einer solchen Wendung hat hinreißen lassen. Dies widerspricht dem Ruf den der Autor geniest, sich in seinen Romanen einer bürgernahen Ausdrucksweise zu bedienen.

 Das Zusammenspiel der erwähnten Punkte, machte den Roman für mich zu einem zähen Lesevergnügen, in dem es zwar immer mal wieder zu spannenden Passagen kommt, der aber eigentlich erst auf den letzten ca. hundert Seiten, nach einem dramatischen Richtungswechsel so recht in Gang kommt. Auf dem Weg dorthin, ist es lang unklar ob King nun eine Haunted House Geschichte erzählen wollte, oder die eines seinem Wahn verfallenden Mannes der zur Bedrohung der eigenen Familie erwächst. Auf dem Weg zum zugegeben spannenden Finale, ergeht sich King zudem in vielen, sich als weitgehend belanglos erweisenden Nebengeschichten, weist selbst nur kurzauftretenden Nebenfiguren komplexe Hintergründe zu, und überfrachtet die Geschichte ganz generell mit unnötigem Detail.

 Noch am interessantesten an der Lektüre von Shining, fand ich die Parallelen zu seinen anderen Werken, am augenscheinlichsten die auch in Es und The Stand - Das letzte Gefecht gleichartig wiederkehrende Idee eines personifizierten Bösen, welches sich zumindest auch in The Stand am Ende selbst zu Fall bringt. Sowohl Randall Flagg, als auch das Overlook-Hotel fallen einer Mischung aus persönlicher Überheblichkeit und der mentalen Instabilität ihrer gewählten Helfer zum Opfer.



 Eigentlich wollte ich ja noch gleich mal den Film, den ich nun schon etwas länger kenne, zum Buch vergleichen, aber leider hat mein Videorecorder an diesem Wochenende seinen Geist aufgegeben**. Weshalb ich mich mit diversen  Artikeln zum Film begnügen musste, um meine Erinnerungen aufzufrischen.

 Dem Film stehen der Autor und seine Fans recht skeptisch gegenüber. Laut Loderhoses  Artikel bezeichnete King Kubrick "als pragmatischen Rationalisten, der große Schwierigkeiten hat, die Welt des Übernatürlichen zu verstehen".¹ King sagt aber auch, The Shining einschließend, "daß es Elemente in vielen der Filme gibt, von denen ich mir wünschte  ich hätte selbst daran gedacht;" ² auch wenn er mit der finalen Umsetzung nicht zufrieden ist, gesteht der Autor damit dem Film doch zu nicht alles Falsch gemacht zu haben.

 Viele Buchszenen fallen im Film natürlich unter dem Tisch.
Zum Teil geschah dies aus nachvollziehbaren Gründen. Kubrick begründet zum Beispiel seine Entscheidung die zum Leben erwachenden Heckentiere durch ein Heckenlabyrinth zu ersetzen*** damit das eine solche Szene Tricktechnisch nicht zu realisieren war. Interessanter Weise sagt King zu dieser Änderung selbst in einem Interview: "Ich fand es insofern seltsam, daß er sich für ein Heckenlabyrinth entschied, weil das auch mein ursprüngliches Konzept war." ³

 Die Streichung anderer Szenen lässt sich jedoch weniger bis kaum nachvollziehen, eine der erschreckendsten Szenen im Buch entsteht wenn Jack seinem Sohn ein vermeintlich leeres Wespennest schenkt, welches dann in der Nacht wieder Aktiv wird, dass Aussparen dieser Szenen kann man kaum damit begründen, das sie nicht Realisierbar war.
Auch das Finale des Films unterscheidet sich stark vom Buch, zum einen geht es weniger Gewalttätig und Blutig zur Sache, zum anderen entscheidet sich Kubrick für einen sehr klassischen, Genre typischen Abschluss. Was sich recht ironisch ausnimmt, heißt es bei Loderhose doch: "In Kooperation mit Diane Johnson, mit der Kubrick das Drehbuch schrieb, wurde entschieden, Kings Version vom Ende des Overlook-Hotels zu streichen ... >das erschien uns zu konventionell<, erzählte Kubrick." ¹

 Tatsächlich bekommt man beim durchsehen diverser Interviews sowohl von Regisseur Stanley Kubrick als auch von Autor Stephen King, das Gefühl das der Zwist um die Verfilmung auf eine wesentlich unterschiedliche Herangehensweise an das Thema gründet. King kritisiert die Besetzung mit Jack Nicholson, der für ihn vom Start weg einen vom Wahn befallen Mann spielt, und betont dass es ihm wichtig war dass das Hotel selbst das Böse ist im Roman, und Jack nur sein Werkzeug. Kubrick hingegen bestand auf einem nachvollziehbaren Horror, und macht aus der Geschichte eines Mannes der vom Geist eines Hauses besessen wird, vorrangig die eines Mannes der in der Abgeschiedenheit seinem Wahn erliegt.
Betrachtet man Kubricks Konzentration auf dosierte Anwendung von Special Effekte, macht seine Entscheidung Sinn. Hätte er sich enger an Kings Idee eines "bösen Orts" orientiert, er hätte für das Verständnis der Zuschauer nicht auf die effektaufwändigen Personifizierungen des Hotels, welche vor allem zum Ende der Geschichte hin zum Tragen kommen, verzichten können.
 Mehr noch, Kings darauf begründeter Vorwurf das Kubrick seinen Roman nicht verstanden hätte, das ihm nicht klar geworden wäre dass das Hotel selbst das Böse ist, ist fragwürdig, denn das Finale des Romans lässt an Kings Intention keine Zweifel. Vielmehr erscheint es einem das Kubrick vernünftiger Weise beschlossen hat sich auf die ersten knapp vierhundert Seiten des Romans zu konzentrieren, in denen es eben wirklich in der Hauptsache um einen seinem Wahn verfallenden Jack Torrance geht, ehe King in einem etwas an den Haaren herbeigezogen wirkenden twist die böse Natur des Hotels offenbart, dem es immer nur um Jacks Sohn Danny ging. Tatsächlich ist entgegen Kings Vorwurf auch der Jack Torrance im Buch vom Start weg ein geistig und emotional labiler Charakter, ein ehemaliger Trinker mit Hang zu extremen Gewaltausbrüchen, der seinen Zorn nur mäßig unter Kontrolle hält.

 Leider verschenkte Kubrick aber aufgrund seiner grundlegend anderen Herangehensweise an den Abschluss der Geschichte auch die Möglichkeit einige der faszinierenderen und erschreckenderen Szenen des Romans zu übernehmen, wie zum Beispiel die erwähnte Wespenattacke oder eben den letzten verzweifelten Versuch des Hotels sich des Kochs, Richard Hallorann, zu bemächtigen. Wobei letztere Szene wohl ürsprünglich noch, in stark abgeänderter Form im Gespräch war, wie King in einem frühen Interview ausführte:
"Seit Anfang an, seit ich mich vor einigen Monaten das erste Mal mit Kubrick unterhalten habe, wollte er den Schluß ändern. Er wollte wissen was ich davon hielte, wenn Halloran (sic!) besessen werden und den Job zu Ende bringen würde, den Torrance angefangen hat: Danny, Wendy und schließlich auch sich selbst umzubringen." ³

Die von Kubrick ursprünglich vorgesehene weitere Änderung am Ende der Geschichte, "Das Publikum würde jedoch auch Jack, Wendy und Danny in einer idyllischen Familienszene sehen - wie sie als Gespenster gemeinsam dasitzen, lachen und sich miteinander unterhalten" ³, unterstreicht dann allerdings den Vorwurf des Autors "das genau ist der Fehler eines Mannes - es ist im wesentlichen eine Frage des Stolzes -, eines Mannes, der so sicher ist, daß er keinen Fehler Machen kann, daß er darangegangen ist, einen Film in einem Genre zu drehen, das er nicht versteht." ²



*       Witzig anzumerken: King macht in einem Interview ² Kubrick denselben Vorwurf im Bezug auf eine Schlüsselszene im Film, wenn Wendy Jacks "Manuskript" liest.

**     Nach gut zwanzig Jahren Dienstzeit keinen wirkliche Überraschung, und zufälligerweise entspricht dies auch so ziemlich der Zeitspanne die ich gebraucht habe um das Buch endlich (komplett) zu Lesen.

***   Hier macht Willy Loderhose eine irreführende Anmerkung in seinem Artikel, wenn er über Kubrick schreibt: "Den Hauptgrund für die Streichung der Irrgartenszene mit den lebenden Pflanzentieren schildert er Reportern der US-Zeitschrift >cinefantastique<" ¹, denn im Roman selbst kommt das Heckenlabyrinth nicht vor.


1) Das große Stephen King Film-Buch, Willy Loderhose (Bastei, 1986)
2) Stephen King und seine Filme, Jessie Horsting (Bastei, 1987)
3) Stephen King und seine Filme, Michael R. Collings (Heyne, 1987)

Mittwoch, 13. Mai 2015

Kein Ort ohne dich / Gewinn Post

Bei der Auslosung auf dem blog der lieben Ira habe ich Kein Ort ohne dich (inklusive zwei Kinokarten) gewonnen, gestern traf das ganze samt süßer Beigaben bei mir ein:


Buch, Kinokarten, Lippenpflegestift, Shoki (Marzipan, *mjam*) und was da unglücklicherweise aussieht wie ein verpacktes Kondom ist in Wirklichkeit ein Teebeutel (Rooibos / Marzipan).
Ich bin immer erstaunt was für Geschmacksrichtungen es bei Tees so gibt.
Ach und mal ehrlich, ist das nicht wieder ein Super-Romantisches Plakatmotiv für den neuen Sparks?

Nochmals vielen herzlichen Dank.

Samstag, 9. Mai 2015

Omega








 Omega, SM Reine
(Red Iris Books, 2015)

War of the Alphas #1

Kurzinhalt:
 Vor zehn Jahren starb Deirdre Tombs.
Am folgenden Tag erwachte sie als Gestaltwandlerin, unfähig ihre Gestalt zu wandeln. Niemand weiß zu welcher der übernatürlichen Spezies sie gehört.

 Da ihr Vater nach Genesis, dem Tod und der Wiedergeburt der Welt, nicht zurückgekehrte, wuchs Deirdre in Waisenhäusern auf, als Mündel des Staats. Ohne die Fähigkeit ihre Gestalt zu wandeln gehörte sie dort zu den rangniedrigsten, Omega.
Schwächste unter den Schwachen.

 Eine Zufallsbegegnung mit Everton Stark, einem Mächtigen Alpha mit der Fähigkeit jedem Gestaltwandler seinen Willen aufzuzwingen, offenbart eine überraschende Stärke, Deirdre ist immun gegen seine Befehlsgewalt.

 Dies weckt die Aufmerksamkeit der Alpha Rylie Gresham, gegen die Stark einen persönlichen Groll hegt, der ihn dazu veranlasst fanatische Jünger um sich zu Gruppieren um der neuen Präsidentin der übernatürlichen Bevölkerung die Stirn zu bieten. Stark der bei seinem Kampf um die Macht auch vor Mord und Terror nicht zurückschreckt, gilt als gefährlicher Terrorist und Rylie möchte das Deirdre sich ihm zum Schein anschließt um sie über seine Bewegung zu Informieren.

 Ein gefährliches Spiel für Deirdre, die sich schon bald Fragen muss ob ihre Loyalität der richtigen Person gilt. Präsidentin Gresham ist nicht nur die treibende Kraft hinter dem Gesetz welches Deirdre als Kind in spezielle Waisenhäuser und Internatsanstalten für Gestaltwandler zwang, sie war laut Stark auch eine auslösende Kraft hinter Genesis und damit verantwortlich für das Verschwinden von Deirdres Vater...



 Omega setzt zehn Jahre nach den Ereignissen in Ascension ein, welche damals zum Ende der Welt, wie wir sie kannten, führten. Neugeschaffen wurde die Welt unter den Händen von Elise Kavanaugh, ehemalige Dämonenjägerin, ehemalige Herrscherin über Dis, Machtzentrum der Hölle, aufgestiegen zur Gottheit.

 In dieser neu geschaffenen Welt sind Werwölfe keine bedrohte Art mehr. Obwohl zahlenmäßig gewöhnlichen Menschen noch immer unterlegen, stellen die übernatürlichen Rassen nun einen maßgeblichen Anteil an der Bevölkerung. Auch neue, vormals nur in Mythen beheimatete Rassen wie Vampire und Sidhe wandeln nur über die Erde.
Um die neuen Machverhältnisse im Gefüge zu halten, und offenes Blutvergießen zu vermeiden wurden neuen Gesetze und Reglementierungen erlassen, welche von der OPA, dem Office of Preternatural Affairs, überwacht werden.

 Die Nachgenesis Welt trägt dystopische Grundzüge. Das System ist mit der Unterbringung und Versorgung der neuen Rassen überlastet, die Bevölkerung noch immer Traumatisiert durch den Krieg zwischen Dämonen und Engeln und der darauf folgenden Genesis.
Dieses Klima will Everton Stark für sich nutzen, um sich selbst zum Alpha, zum Anführer der Gestaltwandler zu erheben, mit dem Versprechen für eine neue Ordnung zu sorgen welche ihrer natürlichen Überlegenheit Rechnung trägt will er diese auf seine Seite ziehen.

 Für Rylie, die nach wie vor an ihrem Traum einer friedlichen Koexistenz der Rassen festhält, kommt eine offene Auseinandersetzung mit Stark nicht in Frage. Zumal sie auf Grund von Starks Fähigkeiten keinem ihrer potentiellen Verbündeten Vertrauen könnte, sich nicht plötzlich gegen sie zu wenden.


 Zur Ascension Reihe befanden einige Leser, das es schwer sei der Handlung zu folgen, wenn man nicht die entsprechenden Vorgeschichten der Hauptcharaktere kennt, für Elise die Descent-Reihe und für Rylie die Seasons of the Moon. Persönlich fand ich auch als nur Seasons-Leser den Einstig jedoch sehr leicht, und empfand das Sara alles notwendige Wissen innerhalb des Geschichtsverlaufs zu vermitteln wusste.
 Zu Omega muss ich nun leider feststellen, das es ein sehr direkter Ableger von Ascension ist, und wer die Serie nicht verfolgt hat, dem wird der Einstieg in die War of the Alphas Reihe sehr schwer fallen.
Selbst wenn man Ascension kennt, erschließt sich einem die neue Weltordnung nicht sofort.

 Dazu kommt dann noch das der Plot von Omega leider ausgesprochen dünn ist, und viele logische Lücken aufweist.
Zum Beispiel sendet Rylie Deirdre aus um Stark auszuspionieren ohne das sich eine der beiden auch nur im geringsten Gedanken darum macht, wie man überhaupt wieder in Kontakt treten will. Deirdres einzig erkennbare Motivation diese Mission anzutreten ist dabei ihr brennender Wunsch zu erfahren was sie ist.
Konfliktpotential wird angedeutet, aber kaum genutzt. Deirdres Traumatisierung durch den überraschenden Verlust ihres Vaters* ist lange Zeit ein zentrales Thema ihrer Figur, doch als sie erfährt das Rylies ehemaliger Verlobter, Seth Wilder, starb und nach Genesis zurückkehrte, versetz ihr das zwar einen Stoß - aber zu erwartende schwelende Konflikt aus dieser Neuigkeit ergibt sich nie.


 Positiv anzumerken sind für mich wieder einmal die von Sara geschaffenen Charaktere, wie Niahm, Deirdres einstige beste Freundin, ein kompletter Comic Nerd die auf Geeks steht. Niahm ist ein wunderbar polarisierender Charakter, einerseits rührend besorgte Freundin, auf der anderen Seite fanatische Anhängerin Starks.
 Der Ton der Geschichte erinnert mich an einen Superhelden Comic, Rylies Sanctuary kommt einem nun vor wie Xaviers Institut für Begabte, und auch der Kernkonflikt zwischen Rylie und Stark - friedliche Koexistenz gegen Herrschaft des Stärkeren - erinnert an den ewigen Konflikt zwischen Charles E. Xavier und Magneto in den X-Men**.

 Unter dem Strich funktioniert Omega aber hauptsächlich als Fanservice.
Eine erwachsene, wenn auch nicht vernünftigere, Rylie Gresham welche das wohl mächtigsten Amt der neuen Welt innehält?
Schweig still mein töricht schlagend Herz.

 Ich gestehe, da Rylie nach wie vor der Charakter meines Herzens ist werde ich es nicht müde ihre Geschichten zu lesen, und genieße jeden Augenblick davon, auch wenn diese bisweilen Haarsträubend unwahrscheinliche Wendungen nehmen.


*   Nur wer unmittelbar vor oder während Genesis starb konnte wiedergeboren werden.
** Fun Fact: Sara ist selbst kein Fan des Marvel Universums.

Mittwoch, 6. Mai 2015

tucking fypos

 Von den Misheard Lyrics weiß man ja, dann gibt es da aber auch noch den Fall des Misremembered Title, dem wir ganz prominent in Jessica James eBook Novel Shades of gray (Patriot Press, 2008) begegnen. Der neu gewobene Titel den ein Shakespeare Stück da zugewiesen bekommt ist dabei noch ganz Witzig - richtig Peinlich wird es jedoch wenn man bedenkt das a) das Werk eine Historical Romance sein soll und b) das gewählte Zitat aus einem ganz anderen Stück stammt, Henry VIII:


“O, beauty, till now I never knew thee!”    
 – Midnight Summer’s Dream, Shakespeare