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Dienstag, 20. Oktober 2015

Die vergessene Welt / The Lost World








Die vergessene Welt, Arthur Conan Doyle
(Heyne,1981)


Kurzinhalt:
 Um die Liebe seiner angebeteten Lady Gladys zu gewinnen, lässt sich der junge Journalist Ned Malone auf das Wagnis eines Interviews mit dem für seinen Jähzorn gegen die Presse berüchtigten Professor Challenger ein, dessen gewagte Behauptung einer die Evolutionswissenschaft revolutionierenden jahrhundert Entdeckung in aller Munde ist. Den Streitbaren Professor als Scharlatan zu entlarven wäre wohl der Gesundheit wenig zuträglich, sollte aber doch genügen den von der Lady ersehnten Heldenmut zu beweisen.
Tatsächlich findet sich Malone nach einem stürmisch verlaufenden Gespräch mit einer Einladung zu einer Rede des Professors wieder - und schon wenig darauf, in Gefolge des Abenteurer Lord John Roxton und Professor Challengers Widersacher Professor Summerlee, auf dem Weg nach Südamerika um des Professors kühne Behauptung zu belegen.
 Zunächst im Zweifeln an der abenteuerlichen Geschichte eines von Urzeittieren bevölkerten Hochplateau, einer vergessenen Welt, finden sich die Reisenden bald von einer Rückkehr abgeschnitten im Kampf gegen Affenmenschen und Riesenechsen wieder.


 The Lost World bildet neben den Sherlock Holmes Romanen und Geschichten Arthur Conan Doyles bekanntestes Werk. Schon früh Verfilmt (erstmals 1922), zog das Buch mehrere Leinwandadaptionen und eine lose darauf basierende Fernsehserie nach sich. Dieser Popularität zum Trotz würde ich nicht so weit gehen wollen Die vergessene Welt zu Doyles besten Arbeiten zählen zu wollen. Der Zahn der Zeit hat hier schwer an dem Werk genagt, und der moderne Leser ist, nicht zuletzt im Zuge des Erfolgs eines Jurassic Park (Michael Crichton, 1990) anspruchvolleres, fundierter geschriebenes gewohnt.
 Auch Doyles Kolonial Europäischer Blick auf indigene Völker, wenn auch weit nicht so ausprägt wie zum Beispiel im Werk eines Edgar Rice Burroughs, ruft heutzutage doch eher befremden hervor beim Leser.

 Dennoch kann Doyles Abenteuergeschichte auch heute noch Unterhalten. Vor allem junge Leser wird die Erzählung nach wie vor in ihren Bann ziehen können, als älterer Leser jedoch fiel mir bei der Wiederbegegnung mit Doyles Geschichte auf wie spät erst wir zur titelgebenden Vergessenen Welt vorstoßen, und wie wenig Zeit der Autor dieser Widmet, sie macht tatsächlich nur etwa ein knappes drittel des Romans aus. Nicht zu reden von den haarstrübend hanebüchenen "Urweltechesen". Unverkennbar ist jedoch Doyles hier auch schon mal in das Satirische übergreifender Humor, und seine unnachahmlich ironische Art sich selbst als Autor gegenüber.
Wenn Doyle seinen Professor Summerlee feststellen lässt-
"It is all part and parcel of the same system of quackery and nonsense, for which I regret to say that the writer is notorious."
lag es sicherlich in der Absicht des Autors, dass der Leser diese Worte auch auf ihn und seine Geschichten bezieht, nimmt sich Doyle doch auch in seinen Geschichten über den weltersten beratenden Detektiv ganz gerne mal selbst auf das Korn, wenn Holmes Watsons schriftstellerische Freiheiten und die Sensationalismen deren sich dieser bedient, bespöttelt.

 Jurassic Park Autor Michael Crichton übrigens leistete seinen Teil am Tribut gegenüber Doyle im gleichsam benannten Sequel zum eigenen Bestseller: The Lost World (1995).
Darin nimmt er nicht nur gleichermaßen Doyles wie eigene wissenschaftlicher Fehler unter die Lupe, die Tatsache das sich unmöglich eine stabile Fauna auf solch engem Raum hätte entwickeln können (Doyle) oder der Rückgriff auf eine längst als überholt angesehen These im Bezug auf T-Rex (Crichton), sondern lässt auch die eine oder andere Szene aus dem Vorbild charmant wiederauferstehen.

 Eine Klassikerempfehlung mit Vorbehalten. Die vergessene Welt ist eben nicht so gut gealtert wie des Meisters Detektivgeschichten.
Wer es abenteuerlich moderner mag der greift lieber zum Crichton Bestseller, und wer es wissenschaftlich fundierter möchte, der wird sich mit Robert T. Bakkers Raptor Red (1995) wohler fühlen.



 Ein Vergleichender Textauszug aus der deutschen Ausgabe (Heyne, Übersetzung Elisabeth Simon) zeigt unglücklicherweise erhebliche Abweichungen und Freiheiten zum Original Text:
 "Etwas anderes zu unternehmen, wäre und ist Energieverschwendung", brummelte Professor Summerlee hinter seiner Pfeife hervor. "Sie scheinen zu vergessen, daß wir mit einem ganz bestimmten und genau definierten Auftrag hierhergekommen sind. Das Zoologisch Institut der Universität London hat uns in diese unwirtliche Gegend geschickt, damit wir die Glaubwürdigkeit von Professor Challengers Behauptungen überprüfen. Dies ist geschehen und wir sind in der Lage, unsere Aussagen zu machen, die - wie ich zugeben muß - zu Gunsten meines Kollegen ausfällt. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Was die weiteren Einzelheiten anbelangt, die hier..."
 "Aber", versuchte sich Lord John einzuschalten, jedoch erfolglos.
 "Unterbrechen Sie mich bitte nicht" schnitt ihm Professor Summerlee grimmig das Wort ab. "Was also die weiteren Einzelheiten ..."

 "It is a waste of energy to do anything else," growled Summerlee from behind his pipe. "Let me remind you that we came here upon a perfectly definite mission, entrusted to us at the meeting of the Zoological Institute in London. That mission was to test the truth of Professor Challenger's statements. Those statements, as I am bound to admit, we are now in a position to endorse. Our ostensible work is therefore done. As to the detail which remains to be worked out upon this plateau, it is so enormous that only a large expedition, with a very special equipment, could hope to cope with it.
..."
 Nicht nur wird hier aus Professor Summerlees Anmerkung: "Let me remind you" (Lassen Sie mich Sie daran erinnern) eine vollkommen andere Redewendung gemacht ("Sie scheinen zu vergessen,") der folgende, von mir nur im Auszug wiedergegebene Monolog des Professors wird in der deutschen Übersetzung an gleich zwei Stellen versucht durch Lord Roxton zu unterbrechen. Eine Gegebenheit die sich im Originaltext nicht  finden lässt.

 Wie sich an anderer Stelle schon aufzeigen lies war (ist?) ein solcher Umgang mit dem originalen Material, man kann hier kaum noch von Übersetzung sprechen, eher schon von freier Textuminterpretation, leider nichts ungewöhnliches im Hause Heyne.


 Eine letzte Anmerkung zur frei erhältlichen eBook Ausgabe, vermutlich zu den eBook Ausgaben generell da diese sich wohl alle auf dieselbe Gutenberg.org Textversion stützen werden:
 Leider sind darin die Textbegleitenden Zeichnungen nicht wiedergegeben, das macht der Geschichte zwar keinen Abbruch dämpft aber das Lesevergnügen.

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