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Sonntag, 31. Juli 2016

The road not taken

Früher in diesem Monat hat uns Antonia von Lauter & Leise im Rahmen der Classic Confessions nach unserem Lieblingsgedicht gefragt.
Ich dachte mir das ist eine gute Entschuldigung um wieder einmal etwas Poesie zu posten, und gleich dazu meine persönlichen Gedanken zu Amerikas bekanntestem Gedicht:



 Es gibt keine falsche Gedichtinterpretation, das ist das Wesen der Poesie, sie ist was man darin liest. Trotzdem ist der Artikel in der The Paris Review hierzu aufschlußreichen  darüber wie das Gedicht, reduziert auf eine einzelne Zeile, falsch gelesen wird in seiner Bedeutung.

 Persönlich würde ich dem aber hinzufügen wollen das der Review Autor selbst in seine eigene Falle tappt, wenn er den Beginn der letzen Stanza ignoriert-

I shall be telling this with a sigh 

Frost kennzeichnet diesen Seufzer nicht näher, ist er glücklich, schwermütig, traurig zu deuten?  Tatsächlich, so wäre meine Lesart dieses Satzes, scheint uns der Erzähler zu verstehen zu geben dass er mit einer gewissen Reue zurückblickt, wenn er schließt

I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.

Ob nun weil der weniger betretene Pfad ihn nicht dorthin führte wo er im Alter sein wollte, oder weil er sich wieder und wieder entscheiden musste und immer nur einen der möglichen Weg gehen konnte, bleibt dabei ungeklärt.
Letzlich hat der Autor der Paris Review selbstverständlich recht, wenn er kontastiert das "the one less traveled by" kein Hohelied auf den Individualismus markiert.
Robert Forst spricht über die unvermeidlichkeit der Vorwartsbewegung im Leben, die Notwendigkeit sich zu entscheiden ohne je zurück zu können, ohne Wissen wie man einst darüber denken wird.

Montag, 25. Juli 2016

Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums







Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums, Sarvenaz Tash
(Magellan, 2016)


Kurzinhalt:
 Graham Posner und Roxana Afsari sind die besten Freunde.
Seit sein Vater, nach dem Tod von Grahams Mutter, vor acht Jahren mit dem damals neunjährigen Graham in die Nachbarschaft gezogen ist, hängen die beiden zusammen. Mit "Harry Potter" zusammengekommen, verbindet sie nun unter anderem eine gemeinsame Leidenschaft für die Comic Serie "Die Chroniken von Althena", zudem arbeiten sie gemeinsam an ihrer eigenen Comic Reihe, mit Roxana als Illustratorin und Graham als ihr kongenialer Texter.
Nur für Graham haben sich die Dinge ein wenig verändert, er sieht Roxana nicht mehr nur als beste Freundin, er ist positiv in sie Verliebt. Graham hat sich fest vorgenommen Roxy an diesem Wochenende seine Liebe zu gestehen, und dafür bedarf es, wie er sich ganz sicher ist, einer einmaligen Geste.
Das Schicksal scheint es dabei gut mit ihm zu meinen, der Schöpfer der "Chroniken von Althena", Robert Zinc, welcher sich zwanzig Jahre lang vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten hat, erscheint eigens für ein Interview mit dem Regisseur des kommenden "Chroniken" Films auf der New Yorker Comic Con. Graham verpflichtet seinen besten Freund Casey mit ihm für ein Eintrittsband anzustehen, das sich dieser dafür ein Date mit Grahams Stiefschwester erbittet, ein Ding der Unmöglichkeit, ist ein dabei Detail über das sich Graham später Gedanken zu machen gedenkt - nachdem der Roxy im Anschluss an das Robert Zinc Interview seine Liebe gestanden hat, denn einen perfekteren Moment dafür könnte es gar nicht geben.
Doch das Schicksal ist ein launiger Gefährte, und ein Run der Fans macht Grahams Plan zunichte.
 Das war's dann wohl mit meinen Plänen, Roxy gleich nach dem Treffen mit ihrem Lieblingskünstler in ein lauschiges Eckchen zu entführen und ihr endlich die drei kleinen Worte zuzuflüstern.
 So ein Reinfall.
 Ohne Zutritt zum Zinc Interview muss sich Graham etwas neues Ausdenken für seine grandiose Liebesgeste, aber nachdem Roxy auf der Comic Con dann auch noch einen unverschämt gutaussehenden, charmanten Jungen kennen lernt, der Zeichner ist wie sie und mit dem sie sich ganz hervorragend versteht, läuft für Graham die Zeit davon.
Es bleiben ihm nur die drei Tage des Comic Con, um Roxy doch noch seine Liebe zu gestehen...
 Ein Künstler, genau wie Roxana.
 Und dann macht Devin den Mund auf, um Hallo zu sagen, und mir rutscht das Herz in die Hose.
 Der Arsch ist auch noch Brite!



 Sarvenaz Tash erzählt ihre Geschichte mit realistisch anmutenden jugendlichen Charakteren, ohne großartig prätentiöses Drama. Es gilt kein dunkles Geheimnis der Vergangenheit zu bewältigen, vielmehr steht Graham sich und seinem Glück ganz Menschlich einfach nur selbst im Weg. Nach Jahren inniger Freundschaft zu Roxy, gelingt es ihm nicht einfach ihr seine Gefühle offen zu gestehen, auch wenn diese, eben so Menschlich, für alle anderen längst offensichtlich sind. Er ist in die Idee verrannt das sein Liebesgeständnis ein besonderer, magischer Moment sein muss - eine Szene wie im Film.
Selbstverständlich gilt für Roxy das sie genauso wenig von Grahams Gefühlen für sie ahnt, wie er sich dazu bringen kann diese ihr gegenüber auszusprechen, oder aber dass sie sich diese einfach nicht eingestehen will, denn für beide steht damit natürlich der mögliche Verlust einer tiefen Freundschaft und einer funktionierenden kreativen Partnerschaft im Raum.


 Die Autorin verwendet für ihre Erzählung den dieser Tage immer beliebten Present Tense, und macht dabei die ganzen üblichen Fehler. Das reißt zwar gelegentlich aus dem Lesefluss, mehr dazu siehe unten, aber beeinträchtigt den Unterhaltungsfaktor nicht erheblich. Mit dem Comic Con als Hintergrund zitiert die Autorin munter die Popkultur und vermischt dabei reale Personen mit frei erfundenen, das persönliche Highlight ist hierbei ein fiktives Panel mit den Darstellern aus Pretty in Pink.
Nicht von ungefähr liest sich Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums wie beseelt vom Geist der 80'er Jahre US-Jugendfilme, Sarvenaz Tash studierte Filmwissenschaft und liebt nach eigener Aussage die John Hughes Klassiker (Roxy übrigens genauso, also Hand aufs Herz, wer wäre einem solchen Mädchen nicht verfallen?). Beides schlägt sich positiv im Text nieder.

 Die Geschichte entwickelt sich ohne Längen von Episode zu Episode logisch fort und bietet ihren handelnden Charakteren dabei genügend Raum um sich glaubwürdig weiterzuentwickeln. Kleiner Wermutstropfen für deutsche Leser ist das die Autorin erst relativ spät im Buch darauf eingeht wie alt die Charaktere sind, beziehungsweise ist der frühere Hinweis für die Leser schwer zu entziffern da wir zunächst nur erfahren das sie die High-School in der elften Klasse Besuchen (entspricht einem Alter von ca. Siebzehn).



Etwas Kritik:

Leider scheint es beim Buch ein wenig mit der Recherche zu hapern, wer sich in Folge einer Szene auf die Suche macht, wird feststellen müssen dass es das dort beschriebene Flash Cover nicht zu geben scheint (tatsächlich klingt die Pose auch eher nach Supes):
 Er steht breitbeinig vor der Wäscheleine, die Hände streitlustig in die Hüften gestemmt, und ich glaube, er hat keine Ahnung, dass er gerade unfreiwillig genau das Cover nachstellt, dessen Ehre er so entschlossen zu verteidigen versucht.

Auch die Verwendung des Present Tense lässt, wie üblich, Konsequenz vermissen. Der Held spricht regelmäßig von in der Zukunft stattfindenden Ereignissen, in einer Art die in dieser Zeitform bestenfalls störend, schlimmstenfalls anachronistisch wirkt:
 Aaron gibt uns zur Begrüßung die Hand und fragt Samira lächelnd: "Wie geht's?", woraufhin sie feuerrot anläuft. Wenn auch noch nicht so sehr wie kurz darauf, als er ihr für das Foto den Arm um die Schulter legt. Das fällt mir aber erst ein paar Minuten später auf, als wir das fertige Bild abholen.

 Diese Kritik beiseite ist Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums ein nicht nur beinahe empfehlenswerter Jugendroman, dem man die Liebe der Autorin zu den Filmen des zu früh verstorbenen Regisseur und Drehbuchautor John Hughes deutlich anmerkt. Es gibt  eine realistisch anmutende Geschichte um Freundschaft und die Liebe, in besondere Umstände verpackt, die nicht mit weisen Worten spart und uns mit einem Ende abseits des üblichen Klischee entlässt.
Ein Roman der gekonnt den Geist des John Hughes mit dem Lebensgefühl der Internet Generation verbindet. Und dafür drückt man als Fan dann gerne ein Auge zu, wenn  das Buch sich als nicht ganz so vergeekt entpuppt.


Meinen Dank an:
Autorin Sarvenaz Tash, für beste Unterhaltung
den Magellan Verlag, für das Leseexemplar
Lovelybooks, für die Leserunde
und last but not least alle meine Mitleser.

Samstag, 23. Juli 2016

31 Tage - 31 Bücher / Filme

Tag 14



In welches Buch würdest du gerne komplett eintauchen und dort leben?

 Zur Zeit: Anne of Green Gables, von Lucy Maud Montgomery








Welcher Film hat die schönste Musik?

 Die deutsche Fassung von Ridley Scotts Legende, Jerry Goldsmiths Orchestraler Score, der im US-Original leider durch die Synthyklänge von Tangerine Dream ersetzt wurde, ist schlicht genial.

Montag, 18. Juli 2016

Cover Monday


Cover Monday by the emotional life of books.

 Ein etwas älteres Cover, Monstrous Beauty von Elizabeth Fama in der ursprünglichen eBook Gestaltung.
Ein sehr viel eindrucksvolleres Cover als die aktuellere Version, bei der die Neusetzung des Autorennamens, um Platz zu schaffen für ein Review-Zitat, leider die ganze Wirkung zunichte macht.

 Ich mag das Cover auch deshalb ungemein weil es mich ein wenig an diesen Film erinnert (der ehrlich besser ist als sein Coverartwork) - vor allem aber weil es uns ohne große Umschweife sein Thema klar macht:
Meerjungfrauen, mit einem Versprechen auf etwas Horror.

Von Elizabeth Fama gibt es bei Interesse eine kostenlose Kurzgeschichte:
Tor.com - Men who wish to drown

Gelungener, Neugier weckender Titel, tolle Illustration - aber noch nicht gelesen, obwohl sie irgendwo in den Tiefen meines eReaders auf mich wartet...

Klick auf das Cover führt zur Autorenseiten


 Das verwendete Photomotiv hat übrigens auch auf eine andere Veröffentlichung seinen Weg gefunden, auf welcher ich Persönlich es jedoch weniger ansprechend finde (aber immer noch sehr viel besser als in der verhunzten neuen Version zu Monstrous Beauty).

 Ein wenig wundert es mich, dass Meerjungfrauen eigentlich sehr wenig im Horrorgenre vertreten sind (auch Fama spielt vermutlich nicht wirklich in diesem Genre), sollte man doch denken das die natürliche Verbindung von Erotik und Tod welche diese Wesen repräsentieren, sie geradezu dafür prädestiniert.

Mittwoch, 13. Juli 2016

Lover, Beloved: Songs From an Evening With Carson McCullers

Vor ein paar Tagen hat Suzanne Vega ihr neues Album auf facebook und ihrer Homepage angekündigt, neben dem Song Harper Lee (offizielle Audio-Video Version auf Veo) bietet die Wall Street Journal Seite mit The We of Me einen weiteren Song aus dem Album zum vorab anhören an.



Lover, Beloved: Songs From an Evening With Carson McCullers, ist Angekündigt auf den 14. Oktober 2016.

Das Album enthält zehn neue Songs Inspiriert durch die Werke der Autorin Carson McCullers, bekannt durch Werke wie The Heart Is a Lonely Hunter (dt.: Das Herz ist ein einsamer Jäger).

Sonntag, 10. Juli 2016

Die Alchemie der Nähe








 Die Alchemie der Nähe, Gaia Coltorti
(Blessing, 2013)


Eine erotische Jugendfantasie.

Klappentext:
 Vom ersten Moment an ist Giovanni hingerissen von seiner Schwester die er zuvor nur wenige Male, und da noch als Kind, gesehen hat. Selvaggias lange Beine, ihre meist zu einem Pferdeschwanz gebundenen schwarzen Haare, ihre Eleganz nehmen ihn gefangen. Anfangs tauschen sie nur verstohlene, wie zufällige Berührungen aus. Doch dann schlägt Giovanni ihr vor, für zwei Tage gemeinsam an den Gardasee zu fahren, wo sie sich immer näher kommen. Jetzt ist Giovanni endgültig für seine Selvaggia entbrannt. Sie wirft ihm vor verrückt zu sein, schließlich seine sie Geschwister, ob er das vergessen habe?
Und doch dankt sie ihm nach dem Ausflug für einen der schönsten Tage ihres Lebens.
Zurück in Verona beherrschen sie ihre Leidenschaft füreinander noch; die Nähe der Eltern, die bemerken, dass die Geschwister ständig zusammenhocken, verfehlt ihre Wirkung nicht. Doch als Selvaggia den Schlüssel für die noch leer stehende Wohnung ihrer Mutter in der Via Anfiteatro findet, die verkauft werden soll, haben die beiden plötzlich ein Refugium, wo sie unbeobachtet sind. 


 Das erste das einem sofort ins Auge fällt ist der ungewöhnliche Erzählstil, eine wie ich fand faszinierende Anwendung der zweiten Person:
 Weißt du noch? Ihr wart nichts weiter als zwei Schüler nach einer Liebesbegegnung, und sie schlief. Sie atmete an deinem Hals, mit ihrer süßen Nähe machte sie dich glücklich.
 Es gibt einen allwissenden, oder zumindest bereits die ganze Geschichte kennenden, Erzähler der Giovanni/Dir die Ereignisse erneut vor Augen führt. Es wird nicht klar wer dieser Erzähler ist, meine persönliche Vermutung ist dass es sich um Giovanni, sprich einen selbst, handelt, der aus der Warte eines unbeteiligten Beobachters heraus über das Geschehene reminisziert.
Dadurch bewirkt die Erzählperspektive eine logische Doppelbindung, ist man doch als Leser zugleich Beobachter aber auch wer Beobachtet wird.

 Zugegeben das ist an manchen Stellen ein wenig Gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich darauf Einlässt, eine brisant bereichernde Perspektive für dieses erotische Gedankenspiel.

 Das zweite das einen sofort in der Geschichte ankommen lässt, ist der gewählte Einstiegspunkt. Die sinnlich erotische, aber auch dezent romantische Schilderung des Moments danach. Die in diesem ersten Kapitel heraufbeschworene Grundstimmung erotisch romantischer Spannung versteht es die Autorin bis knapp zur Hälfte des Buches zu halten.
Von ihrer ersten Begegnung an besteht diese sexuelle Spannung zwischen den Zwillingen, und für uns Leser, der wir ja schon einen Blick in die Zukunft der beiden werfen durften, besteht sie vom ersten Satz an. Fortan lebt der Roman vom verzehrenden Verlangen Giovannis nach seiner Schwester, welches ihn in ungeahnte Gefühlswallungen stürzt, bald Himmelhochjauchzend vor Glück, bald am Boden zerschmettert vor Scham und Abscheu. Dazwischen ziehen sich Episoden in denen die beiden wie jedes andere Liebespaar langsam zusammenfinden, durch Verona ziehend, sich in leidenschaftlichen Küssen und zärtlichen Berührungen verlieren und an jener unsichtbaren Grenze der Moral entlangtastend, von der sie wissen dass es ihnen nicht gestattet ist sie zu überschreiten - was sie natürlich, wie wir bereits wissen. aber doch tun werden. Dieses erotische Spiel zwischen den beiden ist ungemein Spannend und Romantisch geschildert und verleiht der Erzählung ein auf eine eigene Weise unschuldiges Knistern, welches das Lesen zu einem reinen Vergnügen macht.

 Du warst viel zu sehr davon absorbiert, deine Schwester zu beobachten, die ihrerseits damit beschäftigt war, die vielen unbekannten Orte und Dinge zu verarbeiten, die in der beginnenden Dämmerung auf sie einstürzten. Auch wenn es dir kurz so vorkam, als betrachtete sie eigentlich dich - Giovanni, den Schmerzensmann, den tödlich verwundeten, der sich im Autofenster spiegelte.

Unglücklicherweise streckt Autorin den Verlauf der Geschichte danach unnötig in die Länge.
Da sich Gaia bei den Sexszenen bedeckt hält (pun may be intended), sprich diese Szenen nach leidenschaftlichen Küssen und Berührungen ausblendet - werden sie sehr bald beliebig und eintönig, und erfahren zu selten Auflockerung, wie zum Beispiel wenn überaus amüsant die beiden Gefahr laufen von der eigenen Mutter im Flagranti erwischt zu werden, als diese gerade potentiellen Mietern ihre alte Wohnung zeigt, welche sich Salvaggia und Giovanni als Liebesnest auserkoren haben.
Ohne den Reiz des Verbotenen, denn diese Grenze wurde nun bereits überschritten, verliert die Geschichte sogleich drastisch an Tempo und verliert sich in nicht immer nachvollziehbaren Episoden, welche Giovanni und Salvaggia im Würgegriff einer Obsession für einander zeigen, welche sich in einem seltsam anmutenden Reigen von Anziehung und Abstoßung Bahn bricht. An Stelle der sexuellen Spannung zwischen den beiden hätte ab diesem Punkt die schwebende Gefahr der Entdeckung, durch Eltern oder Freunde, den Spannungsbogen aufrecherhalten müssen, doch dieses Gefühl der Gefahr vermag die Erzählung kaum zu Transportieren. Stattdessen setzt die Autorin auf die "Leiden" Giovannis, welche aber nicht überzeugen können, hier wirk alles sehr Theatralisch und Aufgesetzt, ein nicht wirklich stimmiger Kontrast zur romantischen Atmospäre der Liebesbegegnungen der beiden Geschwister.

 Dies kennzeichnet für mich eines der Hauptmankos der Geschichte, dass beider Verhalten zumeist weitgehend unnachvollziehbar bleibt. Während man Giovannis Gefühlsschwankungen noch mit seiner Obsession mit der eigenen Schwester erklären kann, wenn zum Beispiel er unvermittelt seine Schwester zur Madonna hochstilisiert, um sie gleich darauf wieder als Hure zu verunglimpfen, bietet uns die Autorin leider keine Möglichkeit Salvaggias Verhalten eingehender zu ergründen. Salvaggia ist mal ganz manipulierendes Biest, dann, im Kreis ihrer ehemaligen "Freunde" scheint sie unterwürfig und Liebeshungrig, sich keiner Erniedrigung zu Schade wenn sie dadurch nur das Gefühl von Anerkennung erhalten kann.
Doch die einzigen Erklärungen die wir je erhalten bleiben jene welche Giovanni sich gibt, der wenig verlässlich je nach Gefühlslage wenn Salvaggia nicht auf ihn ein geht sich sofort von ihr zurückgestoßen fühlt oder wenn sie gehässig zu ihm ist dies im eigenen Liebestaumel zu tatsächlichen Zeichen für Verletzlichkeit und erwiderte Liebe umdeutet.
Kurz, Giovanni ist Selvaggia  komplett verfallen.
Es gibt kaum einen Zweifel wer die treibende Kraft in dieser verhängnisvollen Beziehung ist, wer führt, und wer sich nur verführen lässt.

 Erst zum Ende hin, auf die letzten Kapitel zu nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf. Hier zieht nun die Autorin alle Register der Soap-Opera. Lässt die Geschwisterbeziehung im prallen Pathos explodieren.
Man kann förmlich Hören wie sich auf den letzten Seiten die große Abschiedsarie gegen ein sich zum Crescendo steigerndes Orchester erhebt.

 "Innerhalb ein und desselben Körpers kann es gar keine Abstoßungsreaktion geben! Du hast mich geprägt, mir das Leben von einer ganz anderen Seite gezeigt, mir eine andere Art zu denken, eine neue Welt nahegebracht. Dank dir habe ich gelernt zu lieben."
 Sie lächelte mit den Augen, aber auch mit den Lippen. Und du strahltest nur so vor wiedergefundenem Glück. Ächz!
 Die Alchemie der Nähe ist Handwerklich unter dem Strich ein eher durchschnittlicher Roman. Man merkt den Sätzen der Autorin ihre Jugend und schriftstellerische Unerfahrenheit an, und doch es ist oft gerade diese zwischen stilistischer Plattheit und extremer Dramatisierung schwankende Prosa, die dem Roman ein Stück Authentizität zurück gibt, welches in den oft unbeholfen Hölzern oder zu gestelzt wirkenden Dialogen verloren geht.

 Der Übersetzung, beziehungsweise dem Lektorat, lässt sich leider kein großes Lob aussprechen. Der Text ist geplagt von unnötigen Grammatikfehlern, wer also auf solches großen Wert legt, sollte einen Bogen um das Buch machen.

 Wer sich für eine unterhaltsam, wenn auch mit Längen erzählte Soap-Opera erwärmen kann, der sollte dem Buch aber auf jeden Fall einen Blick gönnen. Die Geschichte mag nicht perfekt sein in ihrer Erzählung, weist aber genügend herzerwärmend romantisch Szenen, Humor, Drama und einen gehörigen Schuß Teenangst auf, und wird auch nie so platt, dass es nicht zumindest noch zu einem amüsierten Grinsen anregen würde. 

"Forbidden love, goes straight to your heart and I can't stand the pain when I call out your name"

Dienstag, 5. Juli 2016

tucking fypos



 In der ebook Anthologie Starbound, geht Autorin Phaedra M. Weldon ein S verloren in ihrer Kurzgeschichte Blue Light (ca. S. 179), wodurch die "nahste" zum "Wandschrank" mutiert; zumindest bleibt sie praktisch:

 "The closet one was a woman there. I didn't know her name."

Sonntag, 3. Juli 2016

3 of a Kind



3 of a Kind ist eine monatliche Aktion des kopf.kinos, alle relevanten Informationen dazu, sowie frühere Themen, finden sich hier.

Guilty Pleasures lautet das Motto für diesen Monat, hier meine chronologisch geordneten 3 of a Kind:

Peter Alexander
Ich bin seit frühester Jugend ein Fan, ich sehe mir immer noch sehr gerne seine Filme an und versuche keine Wiederholung zu verpassen, auch wenn ich regelmäßig zu hören bekomme dass das "Schwul" ist, höre mir seine Platten an, auch wenn Schlager sowas von Out sind, und schaue mir auf YouTube gerne alte Interviews mit Peter dem Großen an oder Ausschnitte aus seiner leider viel zu früh abgesetzten Show.
Peter Alexander war und ist mein großes Vorbild neben einem Humphrey Bogart.
Und auch wenn für den Star Peter Alexander sicherlich dasselbe gilt das Archibald Leach über Cary Grant sagte, ich finde er wirkte als Person immer sehr authentisch in seinen Interviews.

Harlequin Romance
Da ich erst kürzlich wieder über eine Vitriol getränkte Rezension einer Leserin gestolpert bin in welcher großzügig nicht nur über die Harlequin Romances (Mills&Boon, UK; Cora, Dt) hergezogen wird (über deren inhaltliche Qualität man durchaus geteilter Meinung sein darf), sondern in einem Aufwasch gleich mit die Leser derselben über einen Kamm geschoren werden, muss ich es an dieser Stelle einfach wieder einmal loud and proud sagen:
 Ich lese gerne Harlequin Romanzen und stehe dazu.

Wenn anderen Lesern die "realistischen" Beziehungsromane in denen gelogen, hintergangen und nach bestem vermögen das Leben und Lieben verleidet wird, lieber sind, bitte sehr.
It takes all kinds*, wie man sagt, aber als Leser sollten wir doch fähig sein dem jeweils anderen seine Lektüre zu gönnen ohne zu glauben man hätte ein Anrecht darauf hochnäsig elitär aufeinander herabzublicken... (<- *look who's talking...)

H2O
Jawohl, ich schaue mir gerne Jugendsendungen an.
Verpönte "Mädchen Serien" dazu noch.
Von Das Geheimnisvolle Kochbuch (Amazon Original Serie, tolle erste Season, ich freue mich schon auf die zweite) bis zur Zeit eben H2O - Plötzlich Meerjungfrau.
Was vermutlich schon so "Schwul" daher kommt, man müsste es als downright "Flamboyant" bezeichnen.