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Sonntag, 28. August 2016

Lace









Lace, Shirley Conran
(Penguin, 1982)

"Which one of you bitches is my mother?"

Klappentext:
 Four elegant, successful, and sophisticated women in their forties are called to New York's Pierre Hotel to meet Lili -- a beautiful, young, and notoriously temperamental Hollywood movie star. None of the women knows exactly why she is there; each has a reason to hate Lili and each of them is astonished to see the others. They are old friends who share a guilty secret and who have for years been doing their best to keep that secret quiet. Their lives are changed forever, however, when Lili suddenly confronts them. When the women refuse to answer her, Lili proceeds to travel around the world through the playgrounds of the rich and famous, seeking to answer the question that has obsessed and almost destroyed her.

From Paris to London, from the boardroom to the bedroom, Lace takes the reader into the rarified world of five unforgettable women who are as beautiful, as complex and as strong as...lace.



 Erinnert sich noch jemand an diesen berühmten Satz*, der ein klein weing Fernsehgeschichte geschrieben hat?
Mitte der Achtziger lief im deutschen TV die zweiteilige Adaption von Shirley Conrans Lace unter dem Titel Blutsbande. Ich muss allerdings gestehen das ich von der TV Fassung abgesehen von jenem Satz und der Tatsache das Phoebe Cates die Rolle der Lili spielte nicht viel erinnerte. Ein Blick auf das YouTube Video zeigt allerdings das Brooke Adams eine der Hauptrollen spielte, was erklärt was mir mit Sicherheit daran gefiel, ich hatte in jenen Tagen ein wenig einen Schuljungen Crush für Brooke**. Jahre später, in den Neunzigern habe ich aus einer Laune heraus Conrans Die Insel der fünf Frauen aufgegriffen, ohne mir damals bewusst zu sein das Conran die Autorin von Lace/Blutsbande ist, das ist mir erst aufgefallen als ich das Buch meinem GoodReads Regal zugefügt habe, wieder so um zehn Jahre später - und so stehe ich nur hier, drei schlappe Dekaden später habe ich es tatsächlich geschafft Lace zu lesen.

 Anders als man vom Klappentext des Buches erwarten mag dreht sich bei Lace nicht alles um die mörderische Frage wer mit wem schlief. Tatsächlich verliert die Autorin diese Frage die folgenden vier- bis fünfhundert Seiten eher etwas aus dem Blick und kehrt erst auf den letzten Kapiteln darauf zurück.

 Bis zur Klärung der Frage wer nun der Vater von Lili ist vergeht sehr viel Zeit, denn die Autorin kehrt zurück zum Anfang und folgt dann dem Lebensweg der vier Freundinnen, sowie Lilis, deren Wege sich vor dem schicksalsträchtigen Treffen bereits schon einmal kreuzten und damals stets eine in ihrem Stolz verletzte Lili zurückließen.
Von diesen früheren Begegnungen, wenn auch nicht über deren Details, wissen wir als Leser bereits aus dem ersten Kapitel.
In dem die vier Frauen, einer Einladung Lilis folgend, überraschend wieder aufeinander treffen.

 Tatsächlich ist Conran eine zumeist charmant witzige Erzählerin die einen mühelos durch die bisweilen etwas ziellos wirkende Geschichte hindurch zu Unterhalten versteht.
Die Entwicklung der Frauen von naivem Mädchentum zu erfolgreichen Geschäftsfrauen wirkt glaubwürdig, und die Charaktere bleiben in ihren Handlungen meist nachvollziehbar; darin liegt die Stärke des Romans als Frauenliteratur und damit verdient sich der Roman vermutlich mit recht die Bezeichnung als "Feministische Literatur" wie es der Harold anlässlich des dreißig jährigen Jubiläums ausdrückte.

 Dem entgegen, und deswegen ist Lace aller anderweitigen Qualitäten zum Trotz kein Werk das ich weiter empfehlen könnte, steht Conrans allzu zynischer Blick auf (männliche) Sexualität, welche so gar nichts mit Leidenschaft oder Liebe zu tun hat, ganz zu schweigen von Respekt.
Sex ist bei Conran nur ein Mittel um Dominanz zu etablieren. Bei Conran liegen Sex und Gewalt ständig so nahe beieinander das Sex und Vergewaltigung praktisch eins werden.
Es ist mit Sicherheit kein Zufall, das die einzig anständigen Männer in Conrans Buch Schwul, Impotent, oder zu alt sind um noch an Sex interessiert zu sein.

 Die Autorin scheint im Buch bemüht ein Script abzuspulen mit dem sie nicht zufrieden ist ehe nicht jede einzelne ihrer weiblichen Hauptcharaktere sexualisierte Gewalt erfahren hat. Dabei sind die Folgen von Gewalterfahrung der Autorin ebenso egal wie ihren (nicht nur männlichen) Tätern, weswegen der Roman im ganzen einen sehr unangenehmen, die oben genannte Einstufung als "Feministische Literatur" in Frage stellenden, Nachgeschmack hat.

 Besonders übel verfährt die Autorin mit Lili, welche als dreizehnjährige, um eine bereits im Prolog drastisch Dargestellte illegale Abtreibung zu finanzieren, in die Hände eines Sexphotographen und Pornofilmers fällt, der sie als vierzehnjährige am Set ihres ersten Pornodrehs vor laufender Kamera vergewaltigen lässt.
Lilis Lebensweg orientiert sich, wie die Autorin durch Lili selbstironisch anmerken lässt, am damaligen Trend in der Romance, in welcher es Usus war das die Heldin sexualisierte Gewalt (nicht selten an Händen des "Helden") erfährt und erscheint oftmals von der Biographie von Linda Lovelace inspiriert.

 Hätte ich Lace in jenen Jugendtagen gelesen in denen ich die TV-Adaption gesehen habe, dies muss man fairer Weise anmerken, das Buch wäre mir als ein guilty pleasure in angenehmerer Erinnerung geblieben. So lässt sich für mich nur das Fazit ziehen dass man manches welches der Lauf der Zeit in der Erinnerung romantisch verklärt hat besser dort lassen sollte, in der romantischen Verklärung der Vergangenheit. 


*    Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt wurde im Deutschen daraus "Welche von euch Schlampen ist meine Mutter?"

**  Incidentally (hah!), gab es an meiner damaligen Schule ein Mädchen von dem ich beschwören würde das sie ähnlichkeit mit Brooke hatte. Die junge Dame war allerdings mindestens zwei Klassen über mir, also praktisch so weit entfernt als würde sie auf dem Mars Leben (genaugenommen lässt sich lezteres aber von so ziemlich allen Mädchen sagen, an die ich je mein Herz verlor).

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