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Mittwoch, 15. November 2017

Z Burbia








Z Burbia, Jake Bible
(Luzifer Verlag, 2015)


Kurzbeschreibung:
 Willkommen in Whispering Pines, einer geschlossenen Vorortgemeinde von Asheville, gelegen in den malerischen Blue Ridge Mountains. Hier ist der Ortsname Programm. Lärm gilt es um jeden Preis zu vermeiden, denn Lärm lockt die Z an.
 Nach der Zombie Apokalypse erweist sich die Lage Whispering Pines als Himmelsgeschenk, der Ort lies sich mit den Blue Ridge Mountains im Rücken leicht zu einer Festung ausbauen, welche sich gegen umherstreunende Zombies gleichermaßen effektiv Verteidigen lässt wie gegen umherstreunende Überlebende. Das nahegelegene Asheville bietet dazu genügen Ressourcen für Plünderungstouren und es lebt sich damit so Sorgenfrei wie es die draußen tobende Zombiehorde, ein drinnen tobender verrückter Geistlicher und eine diktatorisch veranlagte Hauseigentümerverwaltung eben zulassen.
 Das heißt bis Jace Stanford zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern von der HOA Vorsitzenden und Gemeinschaftsleiterin Brenda Kelly auf eine spezielle Mission ausgesandt wird, da die Stromversorgungskalkulation des Ortes fehlerhaft sei. Ein Vorwand, wie sich bald erweist, und ehe er es sich versieht ist Jace auf der Flucht, vor Zombies, verrückten Bikern, Kannibalen und einem ex-Banker ... mit der Ruhe in Whispering Pines ist es damit vorbei.



 Ich und der Luzifer Verlag, dass ist ja immer so eine hit or miss Angelegenheit. Oft tue ich mir schwer mit den Büchern aus ihrem Programm auch nur über das erste Kapitel hinauszukommen. Im größeren Teil bewegt man sich da doch in einem Genre Bereich der mir nichts (nichts mehr) gibt.
 Außer eben wenn es dann passt, denn dann passt es so richtig.

 Z Burbia von Jake Bible gehört zu den Geschichten bei denen es passt.
 Der Autor selbst schreibt in seinem Vorwort zum Roman das er sich hier von George A. Romeros Zombies und den damit eingehenden sozialkritischen Komponenten hat inspirieren lassen. Romeros Zombies, das ist neben Fulcis Zombies, etwas mit dem ich groß geworden bin. Aber Bibles Zombieapokalypse zeigt sich weit mehr inspiriert von Robert Kirkmans The Walking Dead oder der Legion von unabhängig produzierten Zombiefilmen bei denen fast immer die Action im Vordergrund steht. Bis hin zu einem sich in blutig überzogene Satire steigernden Finale das so ganz von Peter Jacksons Braindead inspiriert sein könnte.
 So gesehen ist Z Burbia eine art Rundgang durch die jüngere Geschichte des Zombiegenres.

 Z Burbia ist natürlich, genregemäß Blutig und Brutal, zartbesaiteten weniger nahezulegen wenn man Probleme mit dem Tod von Kindern hat. Jake Bible rutscht zwar nie in den Splatterroman ab, hat also den sogenannten Gorehounds wenig zu bieten, aber er versteht es das Kopfkino anzufeuern.

 Die Kurzbio des Autors erwähnt unter anderem auch dass er als Autor von Drehbüchern für unabhängige Produktionen fungiert. Die dürfte sich auch im Schreibstil von Z Burbia niedergeschlagen haben. Die Beschreibungen sind kurz gehalten, das Setting oft nur knapp umrissen, ein Keller, ein Verfallenes Haus, eine ausgestorben wirkende Stadt, eine Eingezäunte Farm – es gibt wenig Details, was den Roman stellenweise sehr Dialoglastig macht, die First Person Present Tense Narration tut da ihr übriges dazu. Doch dieser Stil passt zur Geschichte, Bible treibt nach ein paar eingehende Erklärungen zur Situation unserer Charaktere und zur Zombie Apokalypse die Action rasch voran, die Szenerie wechselt schnell, Z Burbia ist im Herzen schnell geschnittenes Action Kino, und wer das mag, der wird auch diese Geschichte mögen.

 Die sozialkritische Komponente ergeht sich Anfänglich zuvorderst im Satirisch bissigen Blick auf das Leben in Amerikanischen Vorstadtkommunen, und Kulminiert in einer, gerade im Zeitalter von Trumps Amerika ungemein passenden Rede Big Daddys, an den sich die Helden zur Rettung von Whispering Pines wenden:
 »Du siehst, Kumpel, eine Farm kann nicht immer exklusiv sein«, sagt Big Daddy. »Sie muss einladend sein. Einladend für die Sonne, den Regen, den Wind, den Tag, die Nacht. Sie muss für die richtige Art von Insekten einladend sein. Sie muss für die Menschen einladend sein, die hier arbeiten. Anderenfalls schrumpft sie und stirbt. Eine Farm ist ein lebendiges, atmendes Wesen. Sie kann nicht immer perfekt sein; es mag Raubtiere, Knollenfäule und Krankheiten geben. Dafür gibt es aber immer eine Lösung. Eine Einladende.«
 Obwohl bereits in 2013 verfasst, liest sich Z Burbia heute wie ein laufender Kommentar zu allem was gerade so schief läuft in der Amerikanischen Politik, denn anders als Trump nimmt sich Bible die Lehre aus Amerikas Geschichte zu Herzen; Isolationismus ist keine Lösung.


 An der Rolle des Erzählers für das Buch kann man zweifeln, er wird als Problemlöser bezeichnet, trägt aber im Grunde nie etwas zur Lösung bei, meist spielt er eher die Jungrau in Nöten, muss regelmäßig von Freunden und Verbündeten aus brenzligen Situationen gerettet werden. Mir machte ihn das durchaus sympathisch. Nicht die Tatsache das er keine wirklich Funktion in der Geschichte erfüllt, anders als eben als Erzähler zu fungieren, sondern das er Menschlich reagiert. Er zeigt Panik, verfällt in Schockstarre oder nässt sich ein wenn eine Horde Zombies über ihn herfällt, steht nahe daran unter dem Druck der ständigen Bedrohung zusammenzubrechen. Letzteres nutzt der Autor um dem Buch Humor zu verleihen wenn unser Held wann immer es Brenzlig wird in Gedanken abdriftet, den Kontakt mit der Wirklichkeit verlieren droht.
 Die wahren Helden im Buch, das sind immer die anderen, er selbst bleibt bis zum Schluss zumeist Spielball des Geschicks. Die Helden das sind selbstbewusste, erfahrene Männer und Frauen, hier scheidet sich Bible glücklicherweise von der klassischen Genrekonvention, und setzt auf eine ausgewogener, gleichberechtigte Rollenverteilung.
Die Apokalypse bietet keinen Platz für dümmlich restriktive Geschlechterrollen.

 Der heimlicher Star und Leserliebling ist natürlich, wie man im Luzifer Verlag treffend erkannt hat, Elsbeth, das Kannibalenmädchen. Eine an Summer Glaus Rolle aus Firefly erinnernde Figur, wie River ist sie eine eiskalte, soziopathisch veranlagte Mordmaschine und zugleich ein emotionales Kind. Zugegeben, eine Identifikationsfigur wie aus dem Baukasten, aber eine die man einfach ins Herz schließen muss.
 An dieser Stelle mein obligatorisches Lob an den Luzifer Verlag, auch wenn die übersetzten Werke nicht immer meinen persönlichen Geschmack treffen, man schafft es dort immer wieder mit Covers aufzuwarten welche die Originale bei weitem übertreffen.

 Zur Übersetzung, diese erfolgte hier durch Katrin Fahnert, welche sich sehr gut schlägt, nur in zwei Passagen scheint es mir das sie hier irrtümlich „No“ mit „Nein“ übersetzt hat, wenn es hätte „Kein“ heißen müssen:
Weil Bob und seine Familie fehlen, frage ich mich, ob es endlich jemand geschafft hat.
 »Nein, Bob«, sage ich und zucke mit den Achseln, »das ist seltsam.«
 Ohne den Originaltext vorliegen zu haben ist dies natürlich reine Vermutung, aber ein „No Bob / Kein Bob“ hätte an dieser Stelle mehr Sinn ergeben als eben ein „No, Bob / Nein, Bob“.
Dies wiederholt sich an späterer Stelle wenn, gefühlt die Phrase „No shit / Kein Scheiß“ mit „Nein, Scheiße“ übersetzt wurde:
»Gut«, nickt sie, »dann hat sie ihr Gehirn nicht dadurch geschädigt, dass sie Menschenfleisch gegessen hat. Sie ist wirklich zu jung. Aber heutzutage kann man nie wissen.«    
»Nein, Scheiße«, lache ich, und dann möchte ich weinen, weil sich dadurch meine Gesichtshaut spannt.


 Z Burbia ist ein in sich abgeschlossener Reihenauftakt, in den Staaten hat die Serie es soweit auf sieben Bände Gebracht.

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